Er tritt Rückzug an ++ Gespräche mit Griss ++ Ja zu Waffenbesitz.
Frank Stronach bereut seinen Einstieg in die Politik nicht. Das betonte der Gründer des Team Stronach am Montagabend in den ORF-"Sommergesprächen". "Ich hoffe, dass ich das Denken ein bisschen angeregt habe", sagte er. Seine Ankündigung, sich spätestens bei der nächsten Nationalratswahl aus der Politik zurückzuziehen, erneuerte er.
Auch räumte er ein, sich von manchen Mitstreitern im Stich gelassen zu fühlen: "Ich war natürlich ein bisschen enttäuscht, dass Leute dabei waren, die offensichtlich nur wegen des Geldes dabei waren." Derartiges könne aber passieren. Er sei "enttäuscht, aber nicht verbittert".
Noch kein kompletter Rückzug
Ganz zurückziehen wird Stronach sich aber vorerst noch nicht: "Bis zu den nächsten Wahlen wir es vielleicht noch Monate oder Jahre gehen - und ich hoffe, dass ich dann noch von Zeit zu Zeit hier sein kann", sagte er auf die Frage, ob dies nun sein letztes Interview als Parteichef ist. "Aber ich habe bekannt gegeben, dass ich bei den nächsten Wahlen nicht mehr antrete und meinen Namen nicht mehr hergebe", wiederholte er seinen schon im Juni gemachten Ankündigungen.
Einmal mehr betonte Stronach, dass er sich Sorgen um sein Heimatland mache. "Und ich habe deshalb einen Sanierungsplan entwickelt, der vielleicht sehr wichtig sein wird für Österreich", sagte er mit Blick für seine schon im Juni vorgestellte Bewegung mit dem Titel "Vision für Österreich". Die Frage, ob er damit die Partei fallen lasse, verneinte er.
Schuld an dem schlechten Abschneiden seiner Partei gab der Austro-Kanadier vor allem den Medien, die alle gegen ihn gewesen seien: "Ich wurde nie gut dargestellt." Das "Sommergespräch" wollte er daher auch dazu nutzen, das Bild der Zuseher über ihn noch einmal zu verbessern: "Es freut mich, dass mich die Leute besser kennenlernen" - und: "Ich habe nur Gutes gemacht", sagte er mit Blick auf seine Leistungen für den Standort Österreich. Nach eigenen Fehlern gefragt meinte Stronach, ein Fehler sei gewesen, dass er "nicht so oft da war".
Wirtschaft funktioniere nicht
Zur aktuellen Politik brachte Stronach seine bekannten Konzepte: Die Politik habe sich "selbst lahmgelegt, die streiten nur". Die Wirtschaft funktioniere nicht, daher funktioniere nichts. Zur Terror-Problematik meinte er, es sei für ihn unverständlich, warum Europa nicht schon lange vor Ort in den Krisenregionen eingegriffen und Schutzzonen errichtet habe. Skeptisch gab sich der Magna-Gründer in Sachen Freihandel: Es sei nicht gut, wenn Firmen ihre Produktionsstätten nach Asien verlegen und nichts mehr vor Ort produzieren - das sei "Verrat an den Arbeitnehmern." Gleichzeitig betonte er, nicht gänzlich gegen Freihandel zu sein.
Für die Bundespräsidentschaftswahl wollte Stronach keine Wahlempfehlung abgeben - und zeigte sich kurzfristig verwirrt, indem er forderte, dass der Präsident direkt vom Volk gewählt werden sollte (was er ohnehin wird). Er werde jedenfalls keinen der beiden Kandidaten wählen - "weil das ganze System passt nicht", so sein Urteil.
Stronachs beste Sager:
■ Über seinen Rückzug aus der Politik: Ich habe bekannt gegeben, dass ich bei den nächsten Wahlen nicht antreten werde.
■ Über seine „Vision Österreich“: Ich mache mir große Sorgen um Österreich, es liegt mir sehr am Herzen. Deshalb habe ich einen Sanierungsplan entwickelt, der für Österreich vielleicht sehr wichtig sein wird.
■ Über seinen Misserfolg: Im Nachhinein gesagt, bin ich ein bissel enttäuscht. Ich hätte das anders machen sollen. Ich wollte am Käfig rütteln und den Leuten sagen: „So kann’s nicht weitergehen.“
■ Über den ORF: Ihr macht mich immer so schlecht. Wenn ich Leute treffe, sagen die: „Sie sind so nett.“ Was habe ich gemacht? Ich habe nur investiert – 200 Millionen. Und ich sage: So kann’s nicht weitergehen mit Österreich.
■ Über seine Fehler: Mein Fehler war, dass ich nicht so viel hier sein konnte. Und ich bin enttäuscht, dass Leute dabei waren, die nur wegen dem Geld bei meinem Team waren. Aber ich bin nicht verbittert.
■ Über Freihandelsabkommen: Ich kenne die Verträge nicht, alles ist zu kompliziert. Das muss man analysieren. Ich versuche, alles zu vereinfachen, dass die Leute es besser verstehen.
■ Über Politik und Politiker: Die Politik hat sich selbst lahmgelegt, die Politiker streiten ja nur.
■ Über den Terror: In Europa sitzt man vor den Fernsehern, sieht ISIS, und man tut nichts. Unverständlich! Wir müssen Nato und UNO mobilisieren, Schutzzonen errichten. Aber es geht nicht, dass Millionen kommen.
■ Über Waffen: Wenn man einen Antrag stellt und einen gewissen Lebenslauf hat, sollte es möglich sein, dass man eine Waffe tragen könnte.
■ Über die Hofburg-Wahl: Ich werde keinen von den beiden wählen. Weil bei uns das System nicht stimmt. Bei uns geht die Macht nicht vom Volk aus.
■ Über die US-Wahl: Ich kennen die Clintons gut, und ich kenne den Trump gut. Das sind nur Politiker, die das Land in Schulden gestürzt haben.
Hier gibt es das Gespräch in Form von einem Live Ticker zum Nachlesen ...