Letzte Botschaft

Stronach will große Koalition verhindern

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Stronach wehrt sich dagegen, als "alt und senil" dargestellt zu werden.

Eine "Abwahl der Großen Koalition" wünscht sich Frank Stronach bei der Nationalratswahl am 29. September. "Wollen wir mit dem gleichen System weitermachen und noch mehr Schulden, noch mehr Freunderlwirtschaft, noch mehr Korruption und noch mehr Arbeitslose, oder wollen wir mit dem Team Stronach eine Erneuerung", so Stronachs "letze Botschaft" vor der Wahl im Interview.

Kein Wahlziel
Ein Wahlziel ließ sich der Magna-Gründer nicht entlocken. "So viele Stimmen wie möglich." Von den aktuellen Umfragen, die das Team Stronach bei nur mehr sechs bis sieben Prozent sehen, hält Stronach nichts. "Wenn ich unter die Leute gehe, habe ich großen Zuspruch. Beim Fußball-Länderspiel Österreich gegen Irland waren hunderte, tausende junge Leute, die gemeint haben, Frank, wir wählen dich."

Wenn das Wahlergebnis nicht ganz nach Wunsch ausfallen sollte, "bin ich nicht gekränkt", erklärte der Parteichef. Egal, wie die Wahl am Sonntag ausgeht, Stronach will in Österreichs Politik weiter mitmischen. "Nein, ich haue nicht den Hut drauf, ich nehme das ernst. Ich werde weiter arbeiten. Ein System von 70 Jahren kann man nicht so schnell ändern. Wir werden nach dem 29. einen Fuß in der Tür haben, und wir werden schauen, dass wir diese Tür mit frischen Ideen weiter und weiter öffnen."

25 Millionen Euro
Zu den aktuellen Wahlkampfkosten wollte Stronach keine genauen Angaben machen. Dass es beim Team Stronach zu einer Wahlkampfkostenüberschreitung kommt, sei denkbar, eine entsprechende Verwaltungsstrafe würde man in Kauf nehmen und auch bezahlen. Insgesamt wird Stronach mit der Nationalratswahl etwa 24 bis 25 Millionen Euro in sein politisches Projekt gesteckt haben. "Das ist alles mein Geld", so der Milliardär. "Aber ich bin mir sicher, dass die anderen viel mehr ausgegeben haben."

Sollte das Team Stronach nach der Wahl zu Koalitionsverhandlungen eingeladen werden, sei man bei einer Übereinstimmung in den wichtigsten "Werten" (ausgeglichenes Budget, Verwaltungsreform, einfacheres Steuersystem, Parlamentsreform) zu konstruktiven Gesprächen bereit. Ausschließen will Stronach dabei grundsätzlich niemanden. Genau anschauen will sich Stronach aber das Verhalten der FPÖ. "Die FPÖ muss einmal ein bissl beweisen, dass sie nicht so rechts ist. Das wird nämlich nicht so akzeptiert und auch von der internationalen Community beobachtet."

"Ratgeber"
Er selbst würde an etwaigen Koalitionsverhandlungen nicht teilnehmen, sondern als "Ratgeber" im Hintergrund agieren. "Ich hab Leute, die das machen können." Kathrin Nachbaur sei etwa mögliche Kandidatin für eine solche Aufgabe. Der Bereich Wirtschaft wäre im Falle einer Regierungsbeteiligung ein interessantes Aufgabengebiet für das Team Stronach, erklärte der Parteichef. Wer die Klubführung im Parlament übernehmen wird, ließ Stronach offen. "Jetzt warten wir einmal die Wahl ab, und dann setzen wir uns am Montag zusammen." Dass die auf der Stronach-Liste gereihte Monika Lindner doch noch ihr Mandat annimmt und dann in den ÖVP-Klub wechselt, erwartet Stronach nicht. "Ich glaube sie ist eine ehrenhafte Frau und hoffe, dass sie das Mandat nicht annimmt."

Dass er im Wahlkampf von politischen Gegnern mitunter als "alt und senil" dargestellt werde, stört Stronach nicht. "Die Leute die mich kennen, wissen, dass das nicht so ist. Ich bin immer noch in vielen Aufsichtsräten und arbeite viel. Ich habe viel in dieses Land investiert und viele Arbeitsplätze geschaffen. Das ärgert mich nicht. Das ist alles unter der Gürtellinie, aber ich habe in diesem Wahlkampf mit so etwas gerechnet. Die haben eine wahnsinnige Angst vor mir und deshalb ist ihnen jedes Mittel recht, mich schlecht zu machen."

   Im Rückblick hätte Stronach das eine oder andere in den vergangen Wochen anders gemacht. "Manchmal hatte es den Anschein, dass ich ein bisschen aggressiv bin, das bin ich aber nicht. Ich bin in keiner Art und Weise radikal."

 


 

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