Muttersprache

Türkische Schulen für Häupl denkbar

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Der Wiener Bürgermeister kann sie sich analog zum Lycee Francais oder der International School durchaus vorstellen.

Für SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl sind türkische Schulen bzw. Gymnasien in Wien denkbar. Das hat er am Freitag nach einem Treffen mit dem türkischen Botschafter Kadri Ecvet Tezcan betont. Wichtiger sei aber der muttersprachliche Unterricht für junge Türken im Regelschulwesen, so Häupl. Diesen gibt es bereits: Rund 6.000 Schüler werden neben dem "normalen" Schulalltag in türkischer Sprache unterrichtet.

Muttersprachen-Kurse beliebt
Botschafter Tezcan verwies auf Expertenmeinungen, wonach man die Muttersprache beherrschen müsse, um eine fremde Sprache - also etwa Deutsch - zu lernen. Letzteres sei wiederum Voraussetzung für eine funktionierende Integration, versicherte er. Laut Häupl besuchen rund 40 Prozent der knapp 16.000 türkischstämmigen Kinder in Wien muttersprachliche Kurse, die neben dem regulären Lehrplan angeboten werden.

Fremdsprachige Schulen gibt es schon
Der Einrichtung eigener türkischer Schulen ist der Bürgermeister nicht abgeneigt: "Das halte ich für möglich." Dies könne in Analogie etwa zum Lycee Francais, der Vienna International School oder zur Komenski-Schule, in der unter anderem in Tschechisch oder es Slowakisch gelehrt wird, geschehen.

Derartige Schulformen könnten aber nur ein zusätzliches Angebot sein. Vom Muttersprache-Unterricht in der Regelschule seien deutlich mehr Leute betroffen, betonte der Bürgermeister. Die Umsetzung einer türkischen Schuleinrichtung, etwa eines Gymnasiums, würde wohl nicht in die Kompetenz des Landes Wien fallen - da dieses nicht für weiterführende Schulen zuständig ist und fremdsprachige Schulen außerdem meist private Träger haben.

Insgesamt besuchen rund 15.900 türkischstämmige Kinder Wiener Pflichtschulen. An Volksschulen stellen sie 13,7 Prozent aller Schüler dieser Schulart, an den Hauptschulen 17,8 Prozent und an den Polytechnischen Schulen 17,2 Prozent.

Häupl und Tezcan verwiesen auch darauf, wie wichtig es sei, Respekt für die Kultur der anderen zu haben. Der Botschafter betonte zudem: "Wir sind diesem Land zu Dank verpflichtet." So ganz zufrieden scheint er mit dem Bild, das so manche Österreicher von ihren türkischen Mitbürgern haben, aber nicht zu sein. Es sei zu wenig bekannt, dass 5.000 Firmeninhaber mit türkischen Wurzeln, sowie Hunderte aus der Türkei stammende Künstler und Akademiker gebe, beklagte der Diplomat.

FPÖ fürchtet "türkische Unterwanderung"
Die Wiener FPÖ hat am Freitag Bürgermeister Michael Häupl (S) als "Wegbereiter der türkischen Unterwanderung" bezeichnet. Nach Ansicht des Bildungssprechers der FPÖ-Wien, Johann Gudenus, ist der Bürgermeister vor dem Botschafter "in die Knie gegangen".

Häupl stehe anscheinend in einer engen Kooperation mit dem türkischen Premierminister (Recep, Anm.) Erdogan, der unlängst in Köln die Türken aufgefordert hat, sich nicht anzupassen und die Politik in Europa in türkischem Interesse zu beeinflussen, so Gudenus in einer Aussendung: "Es kann wohl nicht sein, dass mit unseren Steuergeldern eine Parallel- und Gegengesellschaft gefördert wird, von der anzunehmen ist, dass je stärker diese wird, sie keine Rücksicht auf europäische und insbesondere österreichische Interessen nehmen wird."

Sprachförderung 15 Jahre zu spät
Die Wiener ÖVP-Integrationssprecherin Sirvan Ekici bedauerte, dass Häupls Aufruf zum Sprachenlernen 15 Jahre zu spät komme. Derzeit sei die Realität türkischer Migranten "nicht rosig". "Tatsache ist, dass türkische Jugendliche in Sonderschulen abgeschoben werden und nur selten einen erfolgreichen Bildungsweg bestreiten", kritisierte Ekici.

Die ÖVP bekenne sich zur schulischen Sprachförderung für Menschen mit Migrationshintergrund, türkische Schulen oder Gymnasien wären jedoch "Prestigeprojekte". Zuerst müsse sichergestellt sein, dass die Wiener türkischen Ursprungs die deutsche Sprache beherrschen, forderte die VP-Politikerin.

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