Der Grüne Bundessprecher Alexander Van der Bellen hat am Sonntag die Distanz seiner Partei gegenüber der SPÖ betont.
In der ORF-"Pressestunde" gestand er zwar "große Übereinstimmung" in der Programmatik - vor allem der Sozialpolitik - ein, bei der Umsetzung der Themen ist er von der Sozialdemokratie aber enttäuscht. Außerdem habe sich die SPÖ bisher nie zu einer Zusammenarbeit mit den Grünen durchringen können. Mit der ÖVP gebe es diese schon, verwies der Grünen-Chef auf Schwarz-Grüne Koalitionen in Bregenz, Oberösterreich oder Graz.
Scharfe Kritik an Häupl
Auch mit prominenten SPÖ-Spitzen hat
Van der Bellen in letzter Zeit wenig Freude. Zu einer Wortmeldung von
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina, der bei den Grünen den Wandel von
einer alternativen zu einer konservativen Partei ausgemacht hatte, meinte
der Grünen Chef: "Der hat es notwendig", die SPÖ sei es doch selbst, die mit
der ÖVP "auf allen Ebenen zusammenarbeitet". Es orte bei den
Sozialdemokraten die Geisteshaltung: "Wir sind der Onkel und der Neffe (die
Grünen, Anm.) soll parieren." Das werde es aber nicht spielen. Scharfe
Kritik gab es auch für Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S), der am Samstag
beim SPÖ-Landesparteitag die Oppositionsparteien geschlossen als "Blödeln"
bezeichnet hatte.
ÖVP-nahe beim Klimaschutz
Zumindest im Klimaschutz sieht Van
der Bellen - jedenfalls auf dem Papier - mit der ÖVP größere Gemeinsamkeiten
als mit der SPÖ. Hier bestünden "weitgehende Übereinstimmung" - "möchte man
meinen". Aber: "In der Realität ist Gegenteil der Fall", gab er sich auch
von der Politik von Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll (V)
enttäuscht. Verärgert ist er auch über den Umgang der ÖVP mit dem Thema
Homo-Ehe, die Volkspartei beschäftige sich mit Sachen, "wo man sich auf den
Kopf greift."
Ökosoziale Steuerreform als Kernthema
Punkten will Van der
Bellen beim Wähler mit Gewohntem: Einmal mehr verwies er auf die Grüne
Forderung nach einer ökosozialen Steuerreform - mit höherer Belastung von
Verkehr, Spitzenverdienern und Vermögen bei gleichzeitiger Entlastung von
kleinen und mittleren Einkommen. Aufhorchen ließ Van der Bellen beim Thema
Datenschutz, wo er der Videoüberwachung keine generelle Absage erteilen
wollte. Man müsse halt aufpassen, dass man die Grenze zieht vor dem Schritt
in den Überwachungsstaat. Bei der ÖVP habe er allerdings den Eindruck, Daten
sollen nur dann geschützt werden, "wenn es Schwarze betrifft", meinte er mit
Verweis auf den Untersuchungsausschuss.
Guter Kontakt zur Basis
Innerparteilich fühlt sich Van der Bellen
nach eigenem Bekunden recht wohl. "So unzufrieden kann die Basis mit mir
nicht sein", meinte er mit Verweis auf seine anstehende fünfte Wiederwahl am
kommenden Wochenende beim Grünen Bundeskongress in Alpbach. Zu
innerparteilichen Kritikern wie Europa-Politiker Johannes Voggenhuber meinte
Van der Bellen, gegen legitime Auseinandersetzung habe er nichts. Kritik an
seinem Führungsstil wies er zurück. Der Job mache ihm jedenfalls nach wie
vor Freude, versicherte der 64-Jährige. Dass ihm ein "Gesudere"-Sager wie
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) passieren könnten, wollte er dennoch
nicht ganz ausschließen: "Irgendetwas Unangenehmes" könnte auch ihm
passieren.