30 Kinder aus SOS-Kinderdörfern übernachteten in den Räumlichkeiten des Bundespräsidenten.
Wien. Wo sich sonst Staatsgäste und die heimische Polit-Prominenz einfinden, wuselten am Freitagabend Kinder herum: Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Frau Doris Schmidauer machten die Freitagnacht zur "Langen Nacht der Kinderrechte" und boten 30 kleinen Bewohnern von SOS-Kinderdörfern in der Hofburg ein außergewöhnliches Nachtquartier.
Mit einem "Juhu" ging es am Freitagabend ins Innere der Hofburg - und die Kinder stellten schnell fest, dass es sich hier um ein besonderes Ereignis handelte. "Wow, hier ist alles aus Samt", sagte ein Bursche fasziniert. "Bist du der Van der Bellen?", fragte ein anderer den Präsidenten frech und bekam umgehend die Antwort: "Ja, der bin ich."
Im zweiten Stock durften sich die Kinder ihr Nachtlager einrichten. "Hier oben bin ich selber fast nie", sagte Van der Bellen nach dem langen Gang über die Treppen. Jeder kleine Besucher bekam in den zu Schlafräumen umfunktionierten Räumen eine Isomatte und einen Schlafsack, Kuscheltiere und Pyjama hatten sie selbst dabei. Und natürlich Handy und Kamera, um das alles festzuhalten. "Ich glaube, das ist historisch", stellten Van der Bellen und seine Frau fest - "oder kannst du dich erinnern, dass schon einmal Kinder hier übernachtet haben?"
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Große Aufregung, wieder nach unten in den ersten Stock. Dort durften die Kinder das Mikrofon des Präsidenten testen. "Nutella", hallte es durch den Raum, und weiter: "Burger, Döner, Schnitzel!" Lautes Lachen bei den Kindern, eine Betreuerin meinte schmunzelnd: "Wir hätten sie besser briefen sollen."
Im Maria-Theresien-Zimmer angelangt - jenem Raum, in dem der Präsident sehr viele Medientermine absolviert - gab es dann eine kleine Fragerunde - und Kekse. "Ist da Schoki drin?", fragte ein Bursche den Präsidenten und setzte ihm hinter seinem Kopf "Hasenohren" auf, während die beiden fotografiert wurden.
"Warum haben wir Schule?"
....fragte ein älteres Mädchen. "Na willst du nicht lesen und schreiben lernen?", antwortete Van der Bellen kindgerecht und erntete dafür ein "Ja, doch." Wie alt er ist, wo er wohnt und warum er eigentlich Präsident ist, wollten die Kinder wissen. Und: "Stimmt es, dass Sie einen Hund haben?" Das war natürlich das Stichwort für First Dog Juli, der wedelnden Schwanzes aus dem Arbeitszimmer Van der Bellens kam und die Kinder ebenfalls begrüßte. Spätestens mit diesem Highlight war das Eis gebrochen, die Kinder hüpften unter dem Luster und zwischen den Gemälden herum und spielten mit dem kleinen Hund.
Sogar einen Blick in sein Arbeitszimmer gewährte Van der Bellen den kleinen Besuchern - wofür sich einige damit bedankten, dass sie dem Bundespräsidenten seine Süßigkeiten vom Schreibtisch stibitzten. Van der Bellen lächelte milde und freute sich über den Rummel. Einige Kinder machten es sich mit Juli unter dem Schreibtisch gemütlich. "So ein lieber Hund", war von da unten zu hören.
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Trotz allen Spaßes wies der Präsident auch auf den ernsten Hintergrund der Veranstaltung hin, nämlich auf das 30-jährige Jubiläum der UNO-Kinderrechtskonvention. Auch SOS-Kinderdorf-Geschäftsführer Christian Moser betonte, dass im Bereich Kinderrechte noch viel zu tun sei. Es gehe vor allem um Bildung, Gesundheit und Teilhabe, "das müssen wir ernster nehmen", forderte er.
Mit Ernsthaftigkeit war an diesem Abend allerdings nicht viel anzufangen. "Die Kinder sind verzaubert", sagte Moser und lobte Van der Bellen für seinen Mut: "Ich glaube nicht, dass sich das schon einmal ein Präsident getraut hat", sagte er.
Nach einem gemeinsamen Abendessen mit Schnitzel, Spaghetti und Kaiserschmarrn verabschiedeten sich Van der Bellen und seine Frau von den Kindern. Die beiden übernachteten nicht in der Hofburg, sondern in der eigenen Wohnung. Vielleicht öffnete das aber auch die Tür für die nächtlichen Pläne einiger Burschen, die da lauteten: "Blödsinn machen, das ist eine gute Idee!"