Grünen-Chefin im Interview

Vassilakou als neue Polit-Heldin gefeiert

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Unheimlich einstimmig segnete die Grüne Basis den rot-grünen Pakt ab.

Selbst die eingefleischtesten Kenner des politischen Parketts haben sich am Sonntag ein Grinsen nicht verkneifen können: „Das hätten wir nicht gedacht.“ Viele Grüne konnten bei der Landesversammlung gar nicht glauben, was auf dem Programm stand: Sie durften über ein Regierungsabkommen abstimmen. Und der künftige Koalitionspartner ist noch dazu die mächtige Wiener SPÖ.

Facebook-Partei
Mit 98,54 Prozent (373 Mal „Ja“, 4 Mal „Nein“, 1 Enthaltung) wurde dem rot-grünen Pakt zugestimmt. Die neue Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou war den Tränen nahe. Trotzdem nahm sie sich Zeit um die Abstimmung mit ihrem iPhone zu knipsen. Wenige Minuten später stand das Foto auf ihrer Facebook-Seite.

Maria Vassilakou im ÖSTERREICH-Interview
„Ich bin keine berühmte Autofahrerin“

ÖSTERREICH: 98 Prozent Zustimmung. Haben Sie mit einem derart hohen Ergebnis gerechnet? 

Maria Vassilakou: Weiß Gott, nicht! Ich habe mit 80 Prozent gerechnet.

ÖSTERREICH: Sie werden Verkehrs- und Planungsstadträtin, ohne für den öffentlichen Verkehr zuständig zu sein. Ist das für Grüne nicht eine halbe Portion?
Vassilakou: Nein, überhaupt nicht. Im Regierungsübereinkommen findet sich eine Vielzahl neuer Öffi-Anbindungen, die in meinem Ressort gewidmet werden müssen. Und gerade die Planung ist das Herzstück des öffentlichen Verkehrs.

ÖSTERREICH: Bleiben Sie dabei: Keine weitere Garage ohne Bürgerbefragung?
Vassilakou: Ja. Eine Garage ist ja kein religiöses Prinzip! Es geht ja auch um Mitgestaltung innerhalb der Bezirke. Das ist ein Weg, der für moderne Politik ein absolutes Selbstverständnis geworden ist. Das ist ein Weg, den rot-grün regierte Städte seit vielen Jahren mit großem Erfolg gehen.

ÖSTERREICH: Sie wollen den motorisierten Individualverkehr um 30 Prozent senken. Gleichzeitig ist die versprochene Tarifsenkung bei den Öffis nicht gekommen. Wie wollen Sie die Leute dennoch zum Umsteigen animieren?
Vassilakou: Erst einmal abwarten, was die Arbeitsgruppe zur Tarifreform zutage bringt. Sie fängt sofort zu arbeiten an. Wir wollen, dass noch im Jahr 2011 konkrete Vorschläge auf dem Tisch liegen und schon umgesetzt werden. Ziel ist es, ein neues Tarifmodell zu entwickeln, das soziale und Klimaschutz-Kriterien erfüllt. Und ja, Öffi-Fahrer sollen belohnt werden. Es soll einen finanziellen Anreiz geben, auf die Öffis umzusteigen.

ÖSTERREICH: Haben Sie ein Auto? Wie viele Kilometer fahren Sie?
Vassilakou: Ich besitze kein Auto. Ich fahre im Jahr in Wien, wenn es hoch kommt, nicht mehr als 150 Kilometer mit einem Pkw. Ich fahre Vespa als Beifahrerin. Die Wahrheit ist, ich bin keine besonders berühmte Autofahrerin. Klar, als Jugendliche träumte ich von meinem ersten Auto. Dann hatte ich eines und fuhr auch gerne damit. Aber Wien ist eine Stadt, in der man einfach keinen Wagen braucht.

ÖSTERREICH: War am 10. Oktober 2010 die letzte Wahl in Wien nach vorherrschendem Wahlrecht?
Vassilakou: Ja. Es wird ein modernes Verhältniswahlrecht geben. Auch die Briefwahl muss ganz dringend modernisiert werden. 2012 werden wir das umsetzen: Die nächste Wien-Wahl ist 2015. Da wird anders gewählt werden als bisher.

ÖSTERREICH: Gab es schon ein Übergabegespräch zwischen Ihnen und Noch-Stadtrat Rudi Schicker?
Vassilakou: Dafür ist es viel zu früh. Die SPÖ muss dem Übereinkommen erst am Montag zustimmen. Dann werden wir reden. 


ÖSTERREICH: Ihre Bilanz der Verhandlungen?
Vassilakou: Sie waren zäh, hart, fair und sachlich

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