Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky unterstützt Gusenbauer und ermahnt Kritiker.
ÖSTERREICH: Ist die SPÖ in den Koalitionsverhandlungen umgefallen?
Franz
Vranitzky: Nein. Ich habe selber viele Jahre hindurch
Koalitionsverhandlungen geführt. Eine Lehre ist: Man kann die Brücke erst
überqueren, wenn man hinkommt. Man muss nun mal das Endergebnis abwarten,
welche Regierung zustande kommt. Nun im Verhandlungsendspurt kritische
Zurufe zu machen, hilft der Sache nicht wirklich.
ÖSTERREICH: Aus der Grundsicherung wurde eine Mindestsicherung, die
Abschaffung der Studiengebühren wackelt...
Vranitzky: Es sind
schon einige wichtige Schritte gelungen. Ich neige da jetzt nicht zu einer
Bestürzungsstimmung im Vorfeld einer Einigung.
ÖSTERREICH: Wurde im Wahlkampf zu hoch gepokert?
Vranitzky:
Wahlkämpfe müssen immer plastisch und herausfordernd sein. Für jeden
politisch Mitdenkenden ist klar: Wenn man keine absolute Mehrheit hat, kann
man die Wahlkampfforderungen nicht hundertprozentig umsetzen.