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Hofburg-Wahl

Ist das der Beginn einer neuen politischen Ära?

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ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner analysiert die Hofburg-Wahl.

Ist das der Beginn einer neuen politischen Ära ?

Die Präsidenten-Wahl ist geschlagen - das Resultat ist eine politische Sensation: Aus der bisher immer als harmlos eingeschätzen Hofburg-Wahl ist gestern eine regelrechte Wut-Wahl geworden.

Nicht nur 20% wie bei der letzten Nationalratswahl, und auch nicht 30% wie bei der letzten Wien-Wahl, sondern unglaubliche 36,4% haben am Sonntag den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer gewählt.

Die Kandidatur von Hofer hat sich für die FPÖ als Glücksfall erwiesen: Der bisher unauffällige Nationalratspräsident ist mehr ein "Faserschmeichler" als ein Wut-Politiker, er vertritt die Strache-Positionen auf Samtpfötchen und er punktet mit seiner Freundlichkeit, sympathischen Ausstrahlung, kurzum: mit Nettsein.

Trotzdem ist Hofer klar auf FPÖ-Position - gegen Flüchtlinge (das war sein Wahl-Turbo), gegen TTIP, vor allem gegen die Regierung, die er bei "Versagen" (was immer das ist) abberufen will.

Damit ist der Wahl-Tsunami für Hofer auch ein Protest-Tsunami gegen die Regierung - und gegen die Koalition von Rot und Schwarz. Die Österreicher haben offenbar bewusst die Präsidentenwahl (bei der sie mehrheitlich der Meinung sind, dass sie politisch unwichtig ist) dazu genutzt, der Regierung das bisher brutalste Warn-Signal zu zeigen. Seit Sonntag sind Faymann und Mitterlehner buchstäblich am Marterpfahl - die Wähler sind so zornig, dass es für die Regierung gefährlich wird.

Nur mehr je 11,2% für Rot und Schwarz sind nur noch eine Minderheiten-Feststellung. In Wien etwa hat die SPÖ (die bei der Wiener Wahl noch fast 40% hatte) nur mehr 11,2% erreicht. Mit dem Hundstorfer-Debakel sind die zwei wichtigsten Machtfaktoren der SPÖ regelrecht zertrümmert: Die Wiener SPÖ und der ÖGB haben gestern ein politisches Todesurteil erhalten.
Bei der ÖVP ist die Lage ähnlich dramatisch: Dort wurden ganze Landesparteien (wie etwa Tirol) zertrümmert - und die Khol-Niederlage trifft den "Erfinder" Mitterlehner mit aller Härte.

Alexander Van der Bellen geht als zweiter "Sieger" mit buchstäblich blauem Auge aus diesem 1. Wahlgang. Er hat deutlich weniger Stimmen erobert, als in den Umfragen erwartet, er ist vor allem in der letzten Wahlkampf-Woche regelrecht eingegangen, war zuletzt viel zu defensiv, viel zu wenig bürgernah. Aber er hat Wien auf spektakuläre Weise mit 32% zu 29% gegen Hofer gewonnen - und ist mit knapp 2% Vorsprung auf Irmgard Griss doch noch in der Stichwahl gelandet.

In dieser Stichwahl werden die Karten neu gemischt. Für Norbert Hofer wird das Kunststück darin liegen, von seinen sensationellen 36,4% auf über 50% zu kommen. Das wird schwierig, weil es bisher für die FPÖ in diesem Land keine Mehrheit jenseits der 40% gibt - und 60% definitv NICHT die FPÖ wählen wollen.

Hofer kommt freilich mit dem Sieges-Turbo und dem Anti-Flüchtlings-Turbo in den 2. Wahlgang - und das kann die FPÖ, die derzeit von allen Parteien definitiv die beste Wahlwerbung und beste Mobilisierung hat, noch in ungeahnte Höhen führen.

Van der Bellen muss jetzt seinen "Turbo" zünden. Das heißt, er wird mit aller Kraft die "Angst-vor-der-Nazi-FPÖ"-Keule schwingen. Sein Wahlkampf wird polarisieren: Die Guten gegen die Bösen, die Linken gegen die extrem Rechten. Es werden vier Wochen lang die Fetzen fliegen - mit Demos, Emotionen, Ängsten.

Entschieden ist noch lange nichts. In zwei von drei Stichwahlen siegte zuletzt der Zweite über den Ersten des 1. Wahlgangs. Und wenn Van der Bellen am 22. Mai mit seiner Rot-Grün-Mitte-Allianz gegen die Strache-Allianz gewinnt, sind Faymann, die SPÖ, vor allem die Grünen nicht mehr die Geschlagenen, sondern die Lachenden. Und Strache könnte noch zum bitteren Verlierer werden.

Wenn aber Norbert Hofer am 22. Mai die Wahl in die Hofburg gewinnt, dann beginnt wirklich ein neues politisches Zeitalter. Dann endet die 2. Republik, auf kurz oder lang auch die Große Koalition. Dann kommen Neuwahlen - und dann kommt es wohl zum großen Dreikampf Faymann - Strache - Kurz.

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 18:10

Warum hat Hofer so dramatisch hoch gewonnen - die Gründe für den blauen Tsunami

Norbert Hofer hat diesen 1. Wahlgang auf einer wahren Tsunami-Welle gewonnen - er zerstört mit seinem Sensations-Erfolg beide Regierungs-Parteien in ihren Grundfesten.

Was sind die Gründe für seinen Wahl-Erfolg:

1. Er war der beste und radikalste Protest-Kandidat. Mindestens 30 % der Österreicher sind derzeit bereits Wut-Wähler - und wollen ein deutliches Zeichen gegen die Regierungspolitik setzen. Hofer war die klassische "Watsche" für Rot und Schwarz.

2. Hofer war der einzige Kandidat mit einer ganz klaren Position in der Flüchtlingsfrage. Während alle anderen mit vagen Positionen agierten, war Hofer klar gegen jeden weiteren Flüchtlings-Zuzug, für Grenz-Zäune, gegen Asyl-Politik.

3. Hofer war in allen Positionen auf Anti-Regierungslinie - von TTIP bis zum Bundesheer.

4. Hofer war ein FPÖ-Wut-Politiker auf Samtpfoten - nett, sympathisch, die freundliche Variante von Strache.

5. Hofer war von allen Kandidaten der einzige Junge. Er war das Kontrast-Programm zu den 70-plus-Oldies.

 17:57

Van der Bellen fix in der Stichwahl - jetzt wirds brutal

Laut ORF-Hochrechnung ist es jetzt fix: Alexander Van der Bellen hat den Sprung in die Stichwahl geschafft - er wird am 22. Mai gegen Norbert Hofer antreten.

Damit wird der Wahlkampf der nächsten vier Wochen unheimlich brutal werden: Norbert Hofer geht mit einer unheimlichen Dynamik in die Stichwahl - er hat fast 36 % der Stimmen erreicht, hat den Turbo der Anti-Flüchtlings-Stimmung im Rücken, Strache als Wahlkämpfer zur Seite. Die Frage ist: Kann er über 50 % der Stimmen schaffen.

Dem steht jetzt Van der Bellen als brutalst möglicher Gegenkandidat gegenüber. Er ist natürlich mit vorerst nur 21 % etwas angeschlagen - aber er kann die "Anti-FPÖ-Karte" ziehen. Derzeit wollen nur 44 % einen FPÖ-Kandidaten in der Hofburg - für 56 % ist das unvorstellbar. Das kann die Karten völlig neu mischen.

Und wichtig: Bei den jüngsten Präsidenten-Stichwahlen hat in 2 von 3 Fällen der Zweite gewonnen.

 17:45

Alles läuft auf eine Stichwahl Hofer gegen Van der Bellen zu

Wenn die Hochrechnung des ORF nicht wieder mal (wie in Wien) völlig daneben liegt, dann dürfte Alexander Van der Bellen das Duell um Platz 2 ganz knapp gegen Irmgard Griss gewinnen. Derzeit steht es 19,8 % für Van der Bellen gegen 18,7 % für Griss. Van der Bellen gilt traditionell als "König der Briefwahl-Stimmen" - müsste also seinen Vorsprung bis morgen abend halten.

Ein Duell Van der Bellen gegen Norbert Hofer sieht natürlich Hofer als ganz klaren Favoriten. Hofer hat im 1. Wahlgang fast doppelt so viele Stimmen wie der Grüne erzielt. Er hat zusätzlich seine Anti-Flüchtlings-Politik als Turbo.

Van der Bellen wird jetzt auf die klassische rot-grüne "Anti-FPÖ-Hysterie"-Karte setzen müssen - nur ob das reicht, einen FPÖ-Präsidenten zu verhindern, darf bezweifelt werden.

Irmgard Griss ist die große Überraschung des Wahlabends - vielleicht schafft sie den Sprung in die Stichwahl mit einem sensationellen Wien-Ergebnis ja doch noch. Wenn nicht, dann hat Griss hinter den Kulissen bereits angedeutet, dass sie bei der Nationalratswahl 2018 mit einer Griss-Partei antreten wird.

 17:15

Hofer bei 37 % - Das ist die größtmögliche politische Sensation

Die größte politische Sensation der 2. Republik ist fix - der Super-GAU für SPÖ und ÖVP eingetreten:

Norbert Hofer hat mit 36,7 % laut ORF-Hochrechnung (andere Hochrechnungen gehen sogar von über 38 % aus) die Präsidenten-Wahl mit einem Erdrutsch-Sieg gewonnen. Sein Ergebnis liegt weit über allen Umfragen, weit über allen bisherigen FPÖ-Resultaten (zuletzt 20 % bei der Nationalratswahl) und ist schlicht ein Hammer.

Gegen wen Hofer in der Stichwahl antritt ist noch völlig offen: Der ORF prognostiziert Van der Bellen mit 19,7 % auf Platz 2, die meisten anderen Hochrechnungen haben Irmgard Griss knapp voran.

Für Van der Bellen ist das Ergebnis eine schwere Enttäuschung - er galt als Favorit, dass er unter 20 % fällt zeigt einmal mehr, dass die Grünen ihre Umfrage-Ergebnisse nicht zum Wahl-Ergebnis bringen.

Irmgard Griss liegt mit 18,8 % nur knapp hinter Van der Bellen, einige Hochrechnungen sehen sie knapp vorne. Aber: Van der Bellen liegt bei den Briefwahl-Wählern traditionell sehr gut - könnte das Duell damit gewinnen.

Die Watsche für SPÖ und ÖVP ist enorm. Dass beide jetzt nur bei 11,2 % laut ORF-Hochrechnung liegen, ist der größtmögliche Super-GAU für die Regierungsparteien. Möglicherweise überholt Khol im Finish sogar noch Hundstorfer - beide Parteien sind jetzt schwer angeschlagen.

 16:17

Noch eine Stunde bis zur Hochrechnung - die spannendsten Fragen

Ich bitte um Verständnis, dass ich mich bis 17 Uhr mit den Analysen zurückhalte, weil ich ganz bewusst die Sperrfrist für alle Resultate und das Wahlgeheimnis bis 17 Uhr respektieren will.

Wir haben in der Redaktion seit mehr als einer Stunde bereits die wichtigsten Hochrechnungen vorliegen - aber sie dürfen erst ab 17 Uhr veröffentlicht werden.

Nur als ganz allgemeine Andeutung: Österreich steht vor einer der größten Wahl-Sensationen der 2. Republik - Sie können auf die Hochrechnung um 17 Uhr gespannt sein - es wird enorme Überraschung, enorm viel Emotion und vermutlich ein politisches Erdbeben geben.

Die wichtigen Fragen vor dieser Hochrechnung sind:

1. Kann Norbert Hofer diese Wahl gewinnen? Wenn ja - mit welchem Ergebnis: Ein Hofer-Sieg zwiuschen 25 und 28 % war zuletzt von den meisten Meinungsforschern erwartet worden. Ein Ergebnis über 30 % wäre ein Erdrutsch für die FPÖ. Käme Hofer auf mehr als 35 %, dann wäre das weit jenseits aller Prognosen und hätte vermutlich dramatische Folgen für die heimische Innenpolitik.

2. Wie schneidet Van der Bellen ab? Er war wochenlang der Führende in allen Umfragen - wie lautet sein Ergebnis, wenn es wirklich um die Stimmabgabe gibt, bei der die Grünen traditionell eher schwach oder (nach der Uhrzeit) eher spät - also oft erst in den letzten Stunden vor 17 Uhr - mobilisieren. Schafft Van der Bellen mit über 25 % Platz 1 ? Oder fällt er mit knapp über 20 % auf Platz 2 zurück? Oder droht ihm die nächste große grüne Enttäuschung - und fällt er unter 20 % und damit vielleicht sogar auf Platz 3 und aus der Stichwahl.

3. Schafft Griss die - kleine - Sensation? Kann sie im Finish Van der Bellen überholen, sich mit knapp 20 % vielleicht doch noch in die Stichwahl fighten? Sie hat ein sehr offensives Finish hingelegt - reicht das ?

Wenn Griss die Stichwahl schafft und dort auf einen eventuellen Sieger Hofer trifft, dann wird die Stichwahl extrem spannend. Denn Griss spricht ein deutlich breiteres Wähler-Spektrum als Hofer an. Und: In zwei von drei Fällen haben bisher bei einer Präsidenten-Stichwahl in Österreich die Zweiten den jeweils Ersten geschlagen.

4. Bleibt noch die spannende Frage zum Schluss: Wer gewinnt das "Keller-Duell" der Regierungsparteien. Laut Umfragen könnten sowohl SPÖ als auch ÖVP unter 15 % fallen. Die spannende Frage für die erste Hochrechnung wird sein - wer ist vorne: Hundstorfer oder Khol? Der Verlierer dieses "Regierungs-Duells" wird seine Partei ordentlich unter Druck bringen.

 14:55

Wie wird die Stichwahl lauten: Hofer gegen Van der Bellen? Oder Hofer gegen Griss?

Noch gut zwei Stunden bis zur ersten Hochrechnung - und die spannendsten Fragen lauten:

1. Gewinnt wirklich Norbert Hofer? Alle Meinungs-Trends der letzten Tage sprachen klar für ihn. Die entscheidende Frage wird sein: Wie hoch wird der Hofer-Sieg ausfallen. Alles zwischen 25 und 28 % liegt in der Erwartung der letzten Umfragen. Ein Wahlerfolg von über 30 % wäre eine Sensation - und ein Erdrutsch für die FPÖ. Sollte Hofer gar über 35 % schaffen - dann bebt die Republik und dann steht das Land vermutlich vor Neuwahlen.

2. Wer kommt in die Stichwahl? Schafft es Van der Bellen, dann bekommt Österreich in der Stichwahl eine Schlammschlacht Blau gegen Grün. Dabei hat Hofer beste Chancen auf die Hofburg, weil das Meinungsklima rund um Flüchtlinge und Asyl derzeit eindeutig für den FPÖ-Kandidaten spricht - und Van der Bellen mit seiner Pro-Flüchtlings-Linie wahrscheinlich nur schwer gegen Hofer eine 51-%-Mehrheit erreichen kann.

3. Lautet die Stichwahl aber Hofer gegen Griss, dann ist die Stichwahl völlig offen. Dann hat nämlich nicht nur Hofer einen klaren Erdrutsch-Bonus sondern auch Griss einen sehr dynamischen Sieger-Faktor als Zweite. Und das Spannende an Präsidentenwahlen ist: Bei den letzten drei Stichwahlen hat gleich zweimal der Zweite gegen den Ersten gewonnen. Griss hat im Rennen gegen Hofer den Vorteil, dass sie die Kandidatin der Mitte, der Frauen, sicher aller Gegen-FPÖ-Wähler ist, gleichzeitig aber auch bei FPÖ-Wählern sehr gute Werte hat.

Bei einer Stichwahl Hofer gegen Griss könnte Griss es tatsächlich in die Hofburg schaffen !

 14:45

Griss kämpft um Platz 2 - schafft sie die Sensation?

Je näher wir der ersten Hochrechnung kommen, umso mehr steigt die Spannung, wer in die Stichwahl kommt.

Laut letzten Prognosen der Meinungsforscher von Freitag und Samstag ist Norbert Hofer auf Platz 1 mittlerweile ziemlich unumstritten - debattiert wurde nur noch, ob sein Vorsprung eher knapp sein wird, oder ob Hofer mit über 30 % einen blauen Erdrutsch schaffen könnte.

Völlig offen ist dagegen das Rennen um Platz 2: Da lagen Van der Bellen und Griss in den letzten Trend-Umfragen praktisch gleichauf Kopf an Kopf.

Das heisst: Griss könnte die Sensation schaffen und Van der Bellen praktisch in der Zielgerade abfangen - um in der Stichwahl dann gegen Hofer anzutreten.

Für Griss spricht, dass sie insbesondere in der letzten Woche und bei der TV-Elefantenrunde besonders offensiv und dynamisch wirkte und im Finish offenbar immer mehr Frauen als - frauen-solidarische - Wähler fand.

Sprich: Vor allem Frauen könnten im Finish von Van der Bellen noch zu Griss gewechselt haben.

 14:09

Hundstorfer gegen Khol - das Duell im Keller: Wer ist vorne?

Spannend wird auch das Duell der Großparteien SPÖ und ÖVP, obwohl sich alle Meinungsumfragen der letzten Wochen einig sind, dass weder Hundstorfer noch Khol eine Chance auf die Stichwahl haben.

Zuletzt hatte keine Umfrage die Kandidaten von SPÖ und ÖVP bei mehr als 15 %. Man kann gespannt sein, ob das heute am Wahltag so bleibt - oder ob die beiden Großparteienm mit ihren Apparaten in letzter Sekunde doch noch mobilisieren, weil ihnen sonst ein Debakel droht.

Im Finish war Khol, der wochenlang einen katastrophalen Wahlkampf hatte, der deutlich aktivere der beiden. Er kämpfte wirklich wie ein Löwe um jede Stimme - vor allem in westlichen Bundesländern und in Niederösterreich. Khol wollte mit seinem Total-Einsatz die drohende Blamage vermeiden: Dass er mit der ÖVP unter 10 % fällt.

Hundstorfer dagegen, der zunächst den deutlich besseren Wahlkampf als Khol hatte, ging im Finish definitiv die Luft aus. Er wirkte in der TV-Elefantenrunde ebenso wie bei seinen Auftritten viel zu defensiv, konnte einfach den für ein Wahlkampf-Finish so wichtigen Turbo nicht einschalten.

Dramatisch für Hundstorfer war, dass im Finish die Gewerkschaft bei der Mobilisierung komplett versagte. Die meisten Insider hatten sich ein Gewerkschafts-Furioso erwartet - immerhin geht es um den ersten Gewerkschafter in der Hofburg. Doch es kam - so gut wie nichts.

Deshalb würde es nicht überraschen, wenn es heute zwischen Hundstorfer und Khol noch ganz knapp wird - und Khol entgegen allen Umfragen Hundstorfer im Finish der letzten Woche noch überholen konnte.

Hundstorfer braucht Wien, die großen Arbeiterstädte wie Kapfenberg, Wr. Neustadt, Linz, Wels.

Man darf auf die Ergebniss gespannt sein: Kommen beide über 15 % - oder fallen sie auf knapp 10 %, vielleicht sogar darunter. Und wer gewinnt das Regierungs-Duell. Der Verlierer hat ein ganz großes Problem.

 13:59

Schafft Van der Bellen Platz 1 - oder nicht einmal die Stichwahl?

Am spannendsten wird der Wahltag wohl für das grüne Lager und Alexander Van der Bellen.

Van der Bellen war wochenlang die Nummer 1 aller Umfragen und entsprechend siegessicher.

Ich habe allerdings in allen meinen Kommentaren von Beginn an darauf hingewiesen, dass die Grünen traditionell "Umfrage-Weltmeister" sind, am Wahltag aber fast immer um bis zu 5 % schlechter liegen - ganz im Gegenteil zur FPÖ, bei der üblicherweise genau der umgekehrte Effekt eintritt.

Dazu kam, dass Van der Bellen im Wahlkampf-Finish, vor allem in der letzten "Elefantenrunde" viel zu defensiv und viel zu müde gewirkt hat, um eine Mehrheit an Protest- und Wut-Wählern mobilisieren zu können.

In den letzten Tagen hat es deshalb nur mehr wenige Meinungsforscher gegeben, die Van der Bellen auf Platz 1 gereiht haben - im Gegenteil: die meisten waren der Meinung, dass es zu einem ganz knappen Duell zwischen Van der Bellen und Griss um Platz 2 kommen wird.

Van der Bellen muss unbedingt die großen Städte - vor allem Wien - gewinnen, um wenigstens in die Stichwahl zu kommen. Doch die Grünen mobilisieren extrem schwach. Ich würde sagen: Für Van der Bellen wird es im Rennen um Platz 2 und die Stichwahl ganz knapp - auf Platz 1 hat er nach dem schwachen Auftritt in der letzten Woche kaum noch eine Chance.

 13:28

Wahlbeteiligung

Sehr entscheidend für das Ergebnis wird heute die Wahl-Beteiligung werden. Noch gibt es keinen einheitlichen Trend - aber die meisten Bundesländer gehen davon aus, dass sie zwar eine Beteiligung über 60 % erreichen, aber doch deutlich unter der vor allem von den Grünen erhofften 80-%-Marke bleiben.

Gallup hatte in ÖSTERREICH schon vor Wochen ein Wahlbeteiligung von 66 % vorhergesagt - und dabei fest gestellt, dass bei 66 % Wahlbeteiligung viele Van-der-Bellen- und Grün-Wähler, aber auch manche Griss-Wähler zu Hause bleiben.

Das heisst: Bleibt die Wahlbeteiligung unter 80 % schaut es für Van der Bellen eher schlecht aus - dann läuft alles für Hofer, der laut Gallup bei etwa 65 % Wahlbeteiligung mit Abstand die meisten Wähler zur Stimmabgabe mobilisieren kann.

Tatsächlich sprechen die ersten Trends der Wahlbeteiligung klar für Hofer - überall dort, wo die FPÖ stark ist, ist auch die Wahlbeteiligung hoch: In der Steiermark etwa liegt die Wahlbeteiligung über 70 % - in der Steiermark und in Kärnten erhofft sich die FPÖ einen Erdrutsch-Sieg.

 13:16

Die Frage des Tages: Wie stark wird das blaue Erdbeben ?

Das Thema hinter den Kulissen ist schon seit Tagen: Kommt es wirklich zu einem blauen Erdrutsch - und schafft Norbert Hofer bei dieser Präsidenten-Wahl nicht nur Platz 1 sondern vielleicht sogar über 30 % der Stimmen.

Die Umfrage- und Stimmungstrends der letzten Woche gingen eindeutig in diese Richtung.

Das Hofer-Lager rechnet damit, dass der blaue Hofburg-Kandidat in Wien, Niederösterreich, Burgenland, der Steiermark und in Oberösterreich jeweils Platz 1 schafft.

Ein Hofer-Sieg in der Steiermark und Oberösterreich wäre logisch, weil die FPÖ dort bei den letzten Wahlen schon extrem hohe Stimmenanteile hatte.

Ein blauer Erdrutsch in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland würde aber SPÖ und ÖVP erschüttern - weil das jene Bundesländer sind, in denen die Großparteien bisher am besten mobilisierten.

Spannend wird Wien. Hier erhofft sich Van der Bellen Platz 1 - aber viel spricht auch in Wien für einen Hofer-Sieg.

Und dramatisch wäre es auch, wenn Hofer die westlichen ÖVP-Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg gewinnen würde. Vor allem in Tirol - wo Khol ja der "Haus-Kandidat" ist - wäre ein Hofer-Sieg ein Erdbeben.

 12:32

Viele Leser haben mich ersucht bzw. aufgefordert, meinen persönlichen Wahl-Tipp abzugeben.

Das ist natürlich nicht ungefährlich - man kann sich da recht leicht blamieren.

Trotzdem möchte ich meinen Lesern den Gefallen machen - hier wäre mein Tipp für heute:

Hofer - 30 %

Griss - 22 %

Van der Bellen - 21 %

Hundstorfer - 13 %

Khol - 11 %

Lugner - 3 %

 12:19

Guten Morgen, liebe ÖSTERREICH-Leser,

Ich darf Sie heute - so etwa im 15-Minuten-Abstand mit meinen Analysen durch den Wahltag begleiten. Bis 17 Uhr natürlich ohne Resultate - ab dann mit den eintreffenden Gesamt- und Detailergebnissen.

Zum Start kurz eine Trend-Analyse von gestern abend. In den Gesprächen mit den meisten Wahl-Experten und Meinungsforschern hat sich gestern abend doch ein ziemlich deutlicher Trend durchgesetzt:

- Fast alle Experten erwarten aufgrund der Stimmungs-Entwicklung der letzten Tage heute doch einen klaren Sieg von Norbert Hofer und der FPÖ. Mindestens die Hälfte der Meinungsforscher, mit denen ich gestern noch gesprochen habe, erwarten Hofer heute sogar über 30 %, also mit klarem Vorsprung auf Platz 1.

- Das Rennen um Platz 2 wird ganz knapp werden. Die Meinung, ob Van der Bellen oder Griss in diesem Duell um Platz 2 vorne sein werden ist geteilt. Überraschend ist, dass Van der Bellen nicht mehr der klare Favorit ist. Eine knappe Mehrheit der Meinungsforscher, mit denen ich gestern noch gesprochen habe, erwartet ganz knapp Griss auf Platz 2 mit etwa 23 bis 24 % der Stimmen. Es gibt aber auch mehrere Meinungsforscher, die noch Van der Bellen klar auf Platz 2 haben - und Van der Bellen 23 bis 25 % der Stimmen geben, Griss nur 21 bis 23 %.

- Ziemlich dramatisch könnte das Ergebnis für die beiden Kandidaten der Regierungsparteien werden. Kein Meinungsforscher hat derzeit noch einen der beiden über 15 %, manche glauben sogar, dass Khol unter 10 % fallen könnte. Ich würde das mit Vorsicht betrachten, weil sowohl Hundstorfer als auch Khol im Finish über ihre Partei- und Gewerkschafts- bzw. Senioren-Apparate noch mobilisieren könnten.