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SPÖ versinkt im Chaos

Kanzler will nichts von Rücktritt wissen

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Nicht einmal zwei Wochen vor der Nationalratswahl ist die SPÖ in ihrer schwersten Krise.

„Eine Katastrophe. Was müssen sich kleine Funktionäre denken, die um 5 Uhr aufstehen um Wahlzukämpfen. Da holt die SPÖ endlich auf – und dann das“, so ein hoher SPÖ-Mann zu ÖSTERREICH. Es ist der größte Wahlkampfskandal der 2. Republik: Ex-SPÖ-Berater Tal Silberstein hatte ein Team beauftragt, gefakte Hetz-­Seiten gegen ÖVP-Chef Kurz zu lancieren – am Samstag musste SPÖ-Manager Georg Niedermühlichler deshalb ­zurücktreten.

Nichts gewusst? SPÖ-Chef Christian Kern beteuerte am Sonntag, nichts von Silbersteins Umtrieben gewusst zu haben. In der Partei herrschen da Zweifel, wie ÖSTERREICH-Recherchen zeigen. Allerdings: Derzeit stellen sich höchste SPÖ-Granden wie Hans Niessl demonstrativ hinter Kern (siehe unten).

Noch keine Revolte. „Revolte wird es so knapp vor der Wahl keine geben, da müsste Kern schon selbst gehen“, sagte einer seiner Kritiker. Dies hätten sich allerdings schon Teile der Partei gewünscht, auch das erfuhr ÖSTERREICH. Nicht wenige in der SPÖ hofften noch am Sonntag, dass Kern freiwillig das Handtuch werfen würde.

Der spannte am Sonntag dann alle auf die Folter, setzte um 13.30 Uhr eine Pressekonferenz an. Nach einigen hektischen Telefonaten ­beriet er sich mit seinem Sprecher Hannes Vetter, dann gab es noch ein langes Gespräch mit seinem letzten verbliebenen echten Vetrauten, Thomas Drozda. Vor den Kameras dann kein Wort mehr von Rücktritt. Aber auch keines von Offensive:

■ Doppelspitze: Statt Niedermühlbichler werden Bundesfrauensekretärin Andrea Brunner (Organisation) und Christoph Matznetter (Finanzen, Außenauftritt) die Partei übernehmen. Allerdings nur bis zur Wahl.

■ Task-Force: Das alte Polit-Schlachtross Matznetter soll auch eine interne Taskforce leiten, die die Ereignisse rund um die Silberstein-Hetzseiten aufklären soll. Kern: „Da graben wir tiefer.“

■ Klagen: Kern kündigte Klagen gegen „alle jene an, die der SPÖ geschadet haben“.

G. Schröder

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