Dreikampf um die Hofburg

Wahlfinale: Letzter Kandidaten-Check

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Kommt ein blauer Präsident? Warum Griss so punktet.

Van der Bellen: Schafft er rot-grüne Wende?

Zwiespältig

Alexander Van der Bellen startete als klarer Favorit und behielt bis knapp vor der Zielgeraden die Poleposition. Jetzt scheint dem Ex-Chef der Grünen etwas die Luft auszugehen. Im Wahlkampf bemühte er sich zwar, als Unabhängiger aufzutreten, trotzdem wäre mit Van der Bellen als Nummer eins der erste Grüne in der Hofburg.

Wende

Würde Van der Bellen gewinnen, könnte er zum Vorboten einer rot-grünen Wende werden – falls es ihm gelingen würde, die Ängste vor einer linken Bundesregierung zu nehmen. Konflikte wären in der Asylpolitik mit der Koalition vorprogrammiert.

Griss: Eine Grande Dame, die das System zerschlagen kann

Überraschung

Die Ex-Chefin des Obersten Gerichtshofes ist die Überraschung dieses Hofburg-Wahlkampfes. Die Unabhängige – ohne Partei­apparat und mit nur 850.000 Euro Wahlkampfbudget – hat realistische Chancen, am Sonntag Zweite zu werden. Wenn sie es tatsächlich in die Stichwahl schafft, ist sie ein deutliches Zeichen dafür, dass das politische System in Österreich am Erodieren ist. Griss punktet in diesem Wahlkampf vor allem damit, dass sie formal keiner Partei angehört.

Ziel
Sie könnte das Esta­blishment zerschlagen oder doch noch aufwecken.

Hofer: Ein blauer Durchmarsch erregt die Welt

Samtpfoten

Der blaue Präsidentschaftskandidat streifte in diesem Wahlkampf den Kampfanzug des Oppositionellen ab und legte stattdessen Samthandschuhe an. In der Heimat hat er damit laut jüngsten Umfragen Chancen auf Platz eins.

Internationale Reaktion
Internationale Medien von New York bis Wien schauen bereits interessiert auf den möglichen blauen Durchmarsch in Wien. Die Aufregung über den ersten FP-Präsidenten wäre groß. Gespalten sind die Ansichten, ob ein Blauer in der Hofburg FP-Chef Strache den Weg ins Kanzleramt ebnen oder doch verbauen könnte.

Khol: Der Ersatzkandidat, der die ÖVP in Krise stürzen kann

Gefahr

Seine Kandidatur stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Der einstige Architekt der schwarz-blauen Koalition, Andreas Khol, musste in letzter Sekunde für den „Leider doch nicht“-Hofburgkandidaten Erwin Pröll ins schwarze Rennen ziehen.

Image

Khols Hindernis: Er ist zwar kompetent und erfahren, aber ihm fliegen nicht die Herzen zu. Zudem zeigte die ÖVP kaum Mobilisierungsfähigkeit. Sollte der Ex-VP-Seniorenchef am Sonntag tatsächlich wie in den Umfragen unter 15 Prozent liegen, würde das zeigen, dass auch die Senioren keine ­sichere Bank mehr sind.

Hundstorfer: Rot-Kandidat alleingelassen

Schwäche

Professionelle Politikbeobachter dachten lange Zeit, dass es der rote Hofburgkandidat Rudolf Hundstorfer in die Stichwahl schaffen müsse. Immerhin ist er Ex-ÖGB-Chef und gehört den Wiener Roten an. Sollten die Umfragen stimmen und Hundstorfer nur den vierten Platz schaffen, würde das freilich zeigen, dass auch ­Gewerkschaft und Wiens SPÖ mobilisierungsschwach sind.

Rot

Aber auch die SPÖ-Zentrale – für Mobilisierung verantwortlich – würde wohl massiv unter Druck kommen.

Lugner: Der Spaß-Kandidat, auf den Hofer-Gegner hoffen

Politshow
Richard Lugner hat sich mitunter besser geschlagen, als es einst Frank Stronach schaffte. Trotzdem war der 83-jährige Baumeister vor allem der Spaßfaktor dieser Wahl – zuletzt mit Taferln à la Haider.

Taktik
In den Parteizen­tralen von SPÖ, Grünen und im Lager von Irmgard Griss hoffte man freilich darauf, dass Lugner – er wetterte gegen „rot-schwarzen Proporz“ – am Ende auch den blauen Kandidaten entscheidende Prozentpunkte kosten und damit den Siegeszug der FPÖ in die Hofburg stoppen könnte. Oder votieren nur Jux-Wähler für ihn?


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