Ludwig blinkt links

Warum Ludwig nicht von Doskozil lernen möchte

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Die SPÖ Wien will sich kein allzu großes Beispiel am Burgenland nehmen.

Michael Ludwig jubelte am Sonntag in Eisenstadt mit Hans Peter Doskozil über dessen Wahlsieg. Die Freude des Wiener Bürgermeisters war echt. Immerhin ist er dem Burgenländer - im Unterschied zu einigen anderen SPÖ-Funktionären, deren Jubel etwas dick aufgetragen war - seit Jahren freundschaftlich verbunden. Wird der Wiener SPÖ-Chef also vor der "Mutter aller Wahlschlachten", der Wiener Landtagswahl im Herbst 2020, auf "Dosko-Kurs" umschwenken?

Nein, antworten SPÖ-Strategen INSIDER klar darauf. Wien habe schließlich eine andere Demografie als das Burgenland. Tatsächlich klafft das Stadt-Land-Gefüge zwischen Burgenland und Wien besonders auseinander: Die Heimat von Doskozil ist das ruralste Gebiet Österreichs und hat gerade einmal so viele Wahlberechtigte wie zwei Flächenbezirke in Wien. Die Bundeshauptstadt - das ist in Frankreich, den USA oder Großbritannien nicht anders - benötige "Weltoffenheit und gesellschaftspolitische Liberalität", betont etwa ein roter Stratege.

Pragmatiker Ludwig braucht auch die »linken Eliten«

Zwischen Orbán-Land und Budapest. Während also Doskozil, ähnlich wie Sebastian Kurz, FPÖ-Wähler authentisch ansprechen kann, weil er tatsächlich keine Berührungsängste mit der FPÖ oder Ungarns Viktor Orbán hat, brauche Ludwig auch die "linken Eliten", die die anderen verschmähen. Konkretes Beispiel: Während Doskozil auf ein gutes Einvernehmen mit Orbán aus ist, legt Ludwig lieber gute Beziehungen zum einstigen Oppositionskandidaten und heutigen (liberaleren) Bürgermeister von Budapest, Gergely Karácsony.

SPÖ-Wien gegen Kopftuchverbot und Sicherungshaft

Während die Wiener Roten in Sachen Sozialpolitik sehr wohl auch als Sozialfighter auftreten wollen und auch in Fragen der inneren Sicherheit -mehr Polizei, geregelte Zuwanderung - einen "pragmatischen Kurs" fahren und weiter fahren wollen, werde die SPÖ Wien aber weiterhin ein Kopftuchverbot für unter 14-Jährige und eine Sicherungshaft ablehnen, erklärt ein Wiener SPÖ-Mann. Im Unterschied zu Doskozil. Die Strategie ist leicht erklärt: Durch die türkis-grüne Koalition haben die Wiener Roten eine gewisse Chance, zwischen Grün und Rot schwankende Wähler wieder verstärkt anzusprechen. Die Krise der Blauen wollen die Stadt-Roten mittels trockener Sicherheitspolitik für sich nutzen. Ob sie den Spagat schaffen? Zumindest in den Persönlichkeitswerten liegt Ludwig jedenfalls gut. Er will die 39 Prozent von der letzten Wahl damit verteidigen.

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