Der Kardinal ließ auf Twitter mit einem Satz aufhorchen. Mittlerweile wurde dieser aber wieder gelöscht.
Kardinal Christoph Schönborn hat am Samstag via Kurznachrichtendienst Twitter all jenen gedankt, die sich für Flüchtlinge und deren Integration einsetzen. Er lobte die "Willkommenskultur" in den Pfarren, gleichzeitig merkte er kritisch an, dass bei diesem Thema mit Polemisierung Politik gemacht werde. Aufhorchen ließ er auch mit einem (wieder gelöschten) Tweet zum Thema weibliche Diakoninnen.
"Ich danke allen, die sich einsetzen für Flüchtlinge und ihre Integration", schrieb Schönborn am Samstag. "Wir wissen, dass sich das Klima in unserem Land gewandelt hat. Heute kann man Wahlkampf machen, indem man gegen Flüchtlinge und Immigration polemisiert. Unsere erste Antwort ist die Arbeit an der Basis."
"Bitte lasst eure Kirchen offen"
Und "die Willkommenskultur in unseren Pfarren" sei "kein zusätzlicher Dienst, sondern Grundhaltung der Jünger Jesu", betonte der Wiener Erzbischof. "Ich zitiere Andre Heller: 'Die Weltmuttersprache ist das Mitgefühl.' Das ist Kern der christlichen Botschaft", so der Kardinal. Er appellierte an die Gläubigen, weiterhin Hilfe zu gewähren: "Bitte lasst eure Kirchen offen. Ich verstehe nicht, wie es eine Gemeinde aushält: der Herr ist da und die Kirchentüren sind zu. Wie geht das? Ich versteh das nicht."
Mit ungewöhnlichen offenen Worten meldete sich der Kardinal kurzzeitig zum Thema der weiblichen Diakone: "Ich habe eine starke Beziehung zu meinen Priestern und Diakonen. Erst kürzlich durfte ich wieder Diakone weihen. Eine große Freude. Vielleicht darf ich auch einmal Frauen zu Diakoninnen weihen...", schrieb Schönborn in einem Tweet, der allerdings nach kurzer Zeit wieder gelöscht wurde.
Der Medienreferent der Österreichischen Bischofskonferenz, Paul Wuthe, bestätigte auf Twitter nach verwunderten Nachfragen, dass dies der offizielle Account des Kardinals sei. In der Regel "tippselt" dieser aber nicht selbst, "sondern es werden z.B. Zitate von ihm verbreitet", so Wuthe. Besagter Tweet zu weiblichen Diakoninnen dürfte ein Zitat von der Weihe von 14 ständigen Diakonen im Stephansdom von vergangener Woche sein, so der Medienreferent.
Großer Zuspruch bei Diözesanversammlung
Die von Kardinal Schönborn via Twitter verbreiteten Äußerungen zum Thema Flüchtlinge und weibliches Diakon-Amt waren am Samstag beim Abschlusstag der Wiener Diözesanversammlung in Wiener Stephansdom gefallen. Laut kathpress fand Schönborns vorsichtiger Vorstoß für Diakoninnen großen Zuspruch unter den Delegierten.
Er habe erst vor wenigen Tagen 14 verheiratete Männer zu Ständigen Diakone geweiht, sagte Schönborn und ergänzte: "Vielleicht eines Tages auch Frauen als Diakone", fügte der Kardinal unter großem Applaus der Delegierten hinzu. Es habe Diakoninnen in der Kirche gegeben, in manchen Ostkirchen bis heute, erinnerte Schönborn. "Grundsätzlich ist das offen", sagte er laut kathpress.
Die nächsten Schritte der Reform
Insgesamt berieten 1.700 Delegierte aus Pfarren, Gemeinschaften und Orden in der Erzdiözese Wien seit Donnerstag über die nächsten Schritte des seit zehn Jahren laufenden diözesanen Reformprozesses. In seinem rund halbstündigen Impuls betonte Schönborn laut kathpress unter anderem auch den Wert des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen oder die Bedeutung der Ökumene auch mit Freikirchen.
Die nunmehr fünfte Diözesanversammlung diente als Standortbestimmung des Erneuerungsprozesses. Anfang 2019 folgen ein Treffen der Vikariatsräte mit Kardinal Schönborn und eine Dechanten-Klausur. Aus den drei Zusammenkünften heraus will die Erzdiözese im kommenden Frühjahr die nächsten Schritte der Diözesanreform festlegen, so kathpress.