"Abhör-Affäre"

Weiter Chaos am Küniglberg

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FPÖ und BZÖ fordern nun die Ablöse von ORF-Kommunikationschef.

Die von ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz vorgebrachten Vorwürfe zu einen mutmaßlichen "Abhör-Auftrag" von ORF-Kommunikationschef Pius Strobl haben am Montag heftige politische Reaktionen nach sich gezogen. FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky forderte dessen Ablöse und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. BZÖ-Mediensprecher Stefan Petzner sah den Ruf des ORF "massiv beschädigt" und verlangte eine Suspendierung Strobls.

Skandal
"Der Abhörangriff am Küniglberg" stelle einen "Skandal der Sonderklasse" dar, so Vilimsky in einer Aussendung. Er erwartet sich, dass die Staatsanwaltschaft tätig werde. Eine sofortige Beurlaubung bzw. Suspendierung Strobls unter Wegfall sämtlicher Bezüge sei unumgänglich, so der FPÖ-Generalsekretär. Überhaupt sind für Vilimsky Generaldirektor Alexander Wrabetz "und Co" nicht mehr tragbar, wie er meinte.

Petzner forderte umfassende Aufklärung und die sofortige Suspendierung des Kommunikationschefs. "Mit der an diktatorische Regime erinnernden Vorgangsweise Strobls ist der Ruf der ORF massiv beschädigt worden." Was für Wrabetz bei Informationsdirektor Elmar Oberhauser gegolten habe, müsse auch bei Strobl gelten, forderte Petzner.

Neuwahl gefordert
FPK-Obmann Uwe Scheuch forderte unterdessen "schleunigst eine Neuwahl der Geschäftsführung", wie er in einer Aussendung sagte. "Was sich da abspielt, ist eines öffentlich-rechtlichen Unternehmens unwürdig und ruiniert das jahrzehntelang hochgehaltene Image des österreichischen Rundfunks."

ÖSTERREICH berichtete
Ursprung des neuerlichen Wirbels in der ORF-Geschäftsführung war eine Mitarbeiterin des ORF, die vor dem Stiftungsratssaal am vergangenen Donnerstag im Auftrag von Kommunikationschef Pius Strobl Gespräche von Journalisten mit Direktoren mitschnitt. Programmdirektor Wolfgang Lorenz sprach gegenüber der Tageszeitung "Österreich"(Sonntagausgabe) von einem "Abhörskandal" und forderte vom ORF-Generaldirektor Konsequenzen.

Strobl kalmierte: Ziel sei es gewesen, "eine Art Stimmungsbericht" für die Kollegen in den Bundesländern zu machen. Nachdem keine klassischen Interviewsituationen mehr erkennbar gewesen seien, habe er erkannt, dass das nicht so einfach gehe. "Alle Aufnahmen wurden vernichtet, nachdem ich gehört hatte, was passiert ist", sagte Strobl. Er halte "die Aufregung für höchst unzulässig und die bewusst gemachten falschen Unterstellungen für äußerst kritisierbar", sagte der Kommunikationschef.

Die Mitarbeiterin der Cross-Promotion hatte am Donnerstag für erhebliche Irritationen unter Journalisten und ORF-Direktoren gesorgt. Ausgestattet mit einem digitalen Aufnahmegerät hatte sie sich wortlos neben Anwesende gestellt und deren Gespräche aufgezeichnet. Den Höhepunkt markierte eine Situation, in der die drei Direktoren Lorenz, Karl Amon und Thomas Prantner sich im Plauderton unterhielten, nachdem sie vor Journalisten klargestellt hatten, keine Statements abgeben zu wollen, und die Mitarbeiterin zu ihnen schritt und ihnen das Aufnahmegerät unter die Nase hielt und das Zwiegespräch mitschnitt. "Im Auftrag von Herrn Strobl", beschied die Mitarbeiterin auf erboste Nachfragen zu ihrer Tätigkeit. "Kindisch", fand Radiodirektor Amon und nahm ihr das Gerät aus der Hand.

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