Weltpolitik

Frühere US-Außenministerin Madeleine Albright gestorben

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Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright ist im Alter von 84 Jahren an Krebs gestorben.

 Sie sei am Mittwoch im Kreis von Familie und Freunden einer Krebserkrankung erlegen, teilte ihre Familie in einer Stellungnahme mit, die über Albrights verifizierten Twitter-Account verbreitet wurde. Albright stieg unter dem demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton zur ersten Frau an der Spitze des Außenministeriums in Washington auf. Sie hatte das Amt 1997 bis 2001 inne.

Dabei wurde die ursprünglich aus der Tschechoslowakei stammende Demokratin, deren Familie einst in die USA eingewandert war, zu einer führenden Stimme der US-Außenpolitik im 20. Jahrhundert. Der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price, sagte am Mittwoch, ihr Einfluss sei in der Behörde noch heute jeden Tag in jedem Korridor zu spüren.

In Anspielung auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine erklärte Clinton am Mittwoch, "Madeleines Tod ist ein immenser Verlust für die Welt - und das zu einer Zeit, in der wir die Lehren ihres Lebens am meisten brauchen". Albright sei eine der besten Diplomatinnen, eine brillante Professorin und ein "außerordentlicher Mensch" gewesen, erklärte Clinton. Als Außenministerin sei sie eine "leidenschaftliche Vertreterin von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten" gewesen, betonte er.

Der Mehrheitsführer der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, erklärte zu Albrights Lebensweg bis zur Spitze des Außenministeriums: "Madeleine Albright war einzigartig und die erste ihrer Art." Sie sei ein "Titan" der US-Geschichte und der Regierungsführung gewesen. "Ihre Brillanz ihr leidenschaftlicher Patriotismus und ihr scharfer Humor gaben ihr eine herausragende Präsenz auf der Weltbühne und ihre Geschichte inspirierte Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt", erklärte Schumer.

Der frühere US-Präsident George W. Bush, der sich während seiner Amtszeit viel Kritik von Albright gefallen lassen musste, erklärte, sie habe sich als Ministerin ausgezeichnet für Freiheitsrechte und Frieden eingesetzt. Als Tochter von Flüchtlingen habe sie "den amerikanischen Traum gelebt und anderen geholfen, diesen zu verwirklichen", erklärte der Republikaner. Auch der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, lobte den "hingebungsvollen Einsatz" der Demokratin für US-Interessen.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, Albright sei eine starke "Kraft für die Freiheit", eine echte Freundin des Verteidigungsbündnisses und eine "inspirierende Kollegin" gewesen. Die US-Botschafterin bei der UNO in New York, Linda Thomas-Greenfield, nannte Albright eine "Vorreiterin", die die Welt geprägt habe.

Kurz vor ihrem Tod fand Albright noch harte Worte für Russlands Präsident Wladimir Putin, einen Tag vor Beginn des russischen Angriffskriegs. "Ein Einmarsch in die Ukraine würde nicht Russlands Weg zur Größe ebnen, sondern Herrn Putins Ehrlosigkeit besiegeln, indem er sein Land diplomatisch isoliert, wirtschaftlich angeschlagen und strategisch verwundbar gegenüber einem stärkeren, geeinten westlichen Bündnis macht", schrieb sie in einem Gastbeitrag in der "New York Times". Wenn Herr Putin sich in die Ecke gedrängt fühle, könne er sich dafür nur selbst die Schuld gegeben. Die Ukraine habe ein Recht auf ihre Souveränität, unabhängig davon, wer ihre Nachbarn sind, so Albright. "Im modernen Zeitalter akzeptieren große Länder das, und das muss auch Herr Putin akzeptieren."

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) reagierte "mit großer Trauer" auf den Tod Albrights. "Als Verfechterin der Demokratie prägte sie die westliche Außenpolitik nach dem Kalten Krieg und gab ein Beispiel dafür, wie man mit globalen Herausforderungen umgehen kann. Mein aufrichtiges Beileid an ihre Familie und unsere amerikanischen Freunde", betonte Schallenberg am Mittwochabend auf Twitter. Albright hatte im September 1998 als erster US-Außenminister seit dem Zweiten Weltkrieg Österreich einen bilateralen Besuch abgestattet.

Albright war eine resolute Diplomatin in einer Regierung, die zögerte, sich in die größten außenpolitischen Krisen der 1990er-Jahre einzumischen - die Völkermorde in Ruanda und Bosnien-Herzegowina. Als im April 2000 das US-Repräsentantenhaus in einer Resolution sein "tiefes Bedauern" über die Beteiligung der FPÖ an der österreichischen Regierung ausdrückte, wies Albright darauf hin, dass die Regierung "mittels einer demokratischen Wahl" zustande gekommen sei und "an ihren Taten gemessen" werden solle.

Albright floh als Kind während des Zweiten Weltkriegs vor den Nazis aus ihrer Heimat Tschechoslowakei. Sie war am 15. Mai 1937 als Marie Jana (genannt Madlenka) Körbelová in Prag als ältestes von drei Kindern einer Diplomatenfamilie jüdischer Herkunft geboren worden. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen wanderte die Familie zunächst nach England aus, wo Albright in Unwissenheit um ihre jüdische Herkunft katholisch erzogen wurde.

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