Mehr als 70.000 Wiener Schüler wären durch Verschlechterungen sofort betroffen.
Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer hat die Folgen der türkis-blauen Koalitionsvereinbarung in Sachen Bildung für Wien analysiert - und schlägt nun Großalarm:
Aufnahmeprüfung
Die temporäre Möglichkeit von Eingangsverfahren an höheren Schulen betrifft 9.000 Volksschüler pro Jahr beim Übertritt in die AHS. "Abgesehen davon, dass damit Willkür von Schulen - Stichwort: Scheckbuch-Bildung - Tür und Tor geöffnet wäre, müsste Wien sofort NMS-Plätze für die abgewiesenen Schüler schaffen - dafür gibt es nicht einmal die Räumlichkeiten, die Kosten betragen Hunderte Millionen Euro", so Himmer.
Schulnoten
Die Wiedereinführung der Schulnoten ab der 1. Klasse beträfe rund 40.000 Kinder. "Da es bisher verbale Beurteilung nur mit Zustimmung der Eltern gab, richtet sich die Wiedereinführung der Schulnoten frontal gegen die Eltern-Wünsche", so der Stadtschulratschef.
Deutschklassen
13.072 Kinder in Sprachförderkursen und 6.048 Kinder in Deutsch-/Lesekursen wären betroffen. Die Höhe der Kosten ist noch unklar - hängt von der Klassenschülerhöchstzahl ab, erreicht aber im Extremfall dreistellige Millionenhöhe, ohne dass die Finanzierung geklärt ist.
Ethikunterricht
Für alle Kinder, die keinen Religionsunterricht besuchen, ist ein verpflichtender Ethikunterricht vorgesehen. "Abgesehen davon, dass es dafür derzeit keine Lehrer gibt, würde das 25 Millionen Euro kosten", so Himmer.
Bildungspflicht
Für jährlich bis zu 4.000 Schüler würde das die Schulpflicht um drei Jahre verlängern - ohne dass dafür ein Cent für neue Klassen, Lehrer und Räumlichkeiten budgetiert wäre. Auch hier "lauern" dreistellige Millionenbeträge.
"Dilettantisch"
Für Himmer sind die neuen Bildungspläne schlicht "dilettantisch und ohne jede Gegenfinanzierung". Dass Wien sowieso jährlich hundert neue Klassen aufmachen muss, weil es wächst, sei ebenfalls schlicht vergessen worden.
Josef Galley
