Temporäre Schließung des Hauses führt zu sozialen Härtefällen - "Biedermann und die Brandstifter" am 8. und 17. Oktober zur Unterstützung.
Wien. Zu einer ungewöhnlichen Maßnahme greift das Volkstheater Wien: Zur Abfederung von Härtefällen unter jenen Beschäftigten, die bei der sanierungsbedingten temporären Schließung des Hauses vorübergehend arbeitslos werden, wird es am 8. und 17. Oktober zwei Benefizvorstellungen von "Biedermann und die Brandstifter" samt Rahmenprogramm geben.
Beinahe 200 Mitarbeiter betroffen
Im Gespräch mit der APA rechnete der kaufmännische Geschäftsführer Cay Stefan Urbanek am Donnerstagnachmittag mit einem Erlös von rund 30.000 Euro aus den beiden Veranstaltungen. Von den rund 200 Beschäftigten werde von der Unterbrechung des Betriebs "fast jeder" mehr oder weniger betroffen sein, bei rund der Hälfte rechnet er mit höheren Einkommensverlusten in diesem Zeitraum.
Das Anliegen der Aktion sei, "die Beschäftigten zu unterstützen, deren Existenzen während der Arbeitsunterbrechungen durch die Sanierung gefährdet sind", erklärte Betriebsrat Robert Leithner in einer Aussendung. Bei den Benefizveranstaltungen gebe es zusätzlich die Möglichkeit, ein "Solidaritäts-Paket" um 100 Euro zu erwerben. "Es beinhaltet neben der Karte für eine der Benefizvorstellungen eine Führung hinter den Kulissen und eine gemeinsame Weinverkostung mit Mitarbeiter/innen des Volkstheaters", hieß es.
Urbanek: Liegen mit Umbau im Zeitplan
Die Sanierungsarbeiten seien plangemäß angelaufen, betonte Urbanek. "Wir sind stolz, dass wir unseren Zeitplan trotz der langen Ungewissheit halten konnten." Gemäß dieses Plans wird die letzte eigene Vorstellung vor der temporären Schließung des Hauses am 31. Dezember "Biedermann und die Brandstifter" gelten, die letzte Veranstaltung ist das Neujahrskonzert der Tschuschenkapelle am 1. Jänner. Am 15. Jänner wird in der Halle E des Museumsquartiers der Spielbetrieb mit der Dramatisierung des Romans "Schwere Knochen" von David Schalko eröffnet.
Nach Ende der Saison 2019/20 werden wohl die meisten Beschäftigten in die Arbeitslose geschickt. Mit einer Wiederaufnahme der Tätigkeit sei bei den meisten im Verlauf des September oder Oktober zu rechnen, so Urbanek: "Niemand soll länger als vier Monate arbeitslos sein." Dann wird schon der neue künstlerische Leiter Kay Voges das Sagen haben. Er unterstütze das neue künstlerische Team mit vollem Elan, um eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten, sagte Urbanek. Erste Klarheit über Voges' Pläne werde es wohl gegen Ende Oktober geben.
Laut Zeitplan soll ab Anfang November 2020 auf der neuen Bühne der erste Probebetrieb anlaufen können, mit Anfang Jänner 2021 soll der Spielbetrieb der neuen Direktion starten. "Dann wird wohl mit einem ähnlichen Premierenfeuerwerk zu rechnen sein wie derzeit am Burgtheater", so Urbanek.