Ein paar Abtrünnige haben ihre eigene Partei, das "FBZ - Freies Bündnis Zukunft" gegründet. Ursache war ein monatelanger Konflikt mit den Bundes-Orangen Bucher und Scheibner.
Das Wiener BZÖ zerbröselt weiter: Nachdem Anfang des Jahres Hans-Jörg Schimanek endgültig dem Bündnis den Rücken gekehrt hatte, gründeten nun einige bisherige BZÖ-Bezirksobleute eine neue Partei, um sich vom Wiener Parteichef Michael Tscharnutter und der Spitze der Bundespartei abzugrenzen. Grund dafür sei ein "Basis-Führungs-Konflikt", meinte Christian Neubacher, nunmehr Landesgeschäftsführer des "FBZ - Freies Bündnis Zukunft".
Buhmänner Bucher und Scheibner
Zwischen dem damaligen
geschäftsführenden Landesobmann Helmut Stubner und Parteichef Tscharnutter
habe sich im Sommer 2009 ein Konflikt entwickelt, so Neubacher. Stubner habe
Landesparteichef werden wollen, Tscharnutter bleiben. Ein ordentlicher
Landesparteitag, wo eine Wahl hätte stattfinden können, sei aber vonseiten
der Bundespartei - konkret von Bündnischef Josef Bucher und Herbert
Scheibner, der auch im Vorstand der Wiener Landesgruppe sitzt, verweigert
worden.
Stubner vom BZÖ ausgeschlossen
Bucher "wohnt zur
geistigen Untermiete bei Scheibner", kritisierte Neubacher weiter, in
Wirklichkeit ziehe letzterer die Fäden, Scheibner habe auch Tscharnutter "installiert".
Scheibner wolle nämlich in Wien gar keine festen Strukturen - wie sie
Stubner versucht habe aufzubauen - denn er und Peter Westenthaler müssten
sonst um ihre Listenplätze fürchten. Weil man Stubner als Landesparteichef
verhindern habe wollen, obwohl dieser stets loyal zu Bucher gewesen sei, sei
ihm Mitte Dezember des Vorjahres die Funktion als geschäftsführender
Landesobmann entzogen worden, am 16. März sei er außerdem aus der Partei
ausgeschlossen worden. Da habe man beschlossen, wegen fehlender
innerparteilicher Kritik und Demokratie eine eigene Partei zu gründen, sagte
Neubacher.
Privatisieren und Legalize it!
Die Gründung erfolgte am 22.
März, derzeit zähle man rund 35 Mitglieder, inklusive etwa 25 Funktionären.
Beigetreten sind laut Neubacher bis auf zwei Ausnahmen alle Wiener
Bezirksobleute. Obmann des FBZ ist Matthias Brucker, bisher Obmann des
achten Bezirks, Stubner fungiert als stellvertretender Obmann. Die
Parteilinie sei "klassisch liberal", betonte Neubacher, man trete
etwa für die Privatisierung des Gemeindebaus oder die Legalisierung von
Marihuana ein. Bei der Landtagswahl in Wien will die neue Splittergruppe
jedenfalls antreten.
Bundes-BZÖ nimmt's cool
Das Bundes-BZÖ reagiert gelassen auf
die Abspaltung. Man wünsche der neuen Splittergruppe "viel Glück", hieß es
aus der Parteizentrale, "mit Kernthemen wie der Legalisierung von Marihuana
werden sie auch alles Glück der Welt brauchen". Das BZÖ Wien sei wie die
Bundespartei rechtsliberal, und wer den Weg von Parteichef Josef Bucher
"nicht mittragen kann, soll sich ein neues politisches Zuhause suchen".
Und tschüss!
Wenn es 25 Funktionäre bei insgesamt 35
Mitgliedern gebe, "spricht das für sich", so der Sprecher. Mit Vorwürfen,
wonach Bucher und Herbert Scheibner eine demokratische Wahl eines
Landesparteiobmanns verhindert hätten, wolle man sich nicht einmal
beschäftigen - der geschäftsführende Landesobmann Helmut Stubner, nunmehr
stellvertretender FBZ-Obmann, sei ja auch in einer demokratischen
Vorstandssitzung aus der Partei ausgeschlossen worden.