Warum in der ÖVP alle die Nerven verlieren
So hochgradig nervös – um nicht zu sagen: hysterisch – war die Innenpolitik viele Jahre nicht mehr.
Das Antreten von Frank Stronach, die Ansage von Strache, dass er 33 % will, die drohende rot-grüne Koalition und die völlig offene Heeres-Abstimmung lassen die Sicherungen durchbrennen.
Gestern Nacht stand für ein paar Stunden sogar die biedere ÖVP vor einem Putsch. Ein paar kluge Berater hatten VP-Chef Spindelegger geraten, den Job des Finanzministers zu übernehmen, um als „Wirtschaftskapitän“ in die Wahl zu gehen.
Keine schlechte Idee. Spindelegger hat die korrupt-desolate Schüssel-VP zuletzt bemerkenswert gut saniert, sie wieder auf Platz 2 (vor die FPÖ) geführt – aber er hat das Image einer grauen Maus. Als Finanzminister wäre er der wichtigste Mann der Republik geworden – Faymann hätte nach seiner Pfeife tanzen müssen.
Der ÖVP-Chef hat freilich diese gute Idee völlig verstümpert. Statt seine neue Macht-Rolle durchzuziehen, wurde geflüstert, intrigiert und gezaudert. Am Schluss war die „Chaostruppe ÖVP“ so hysterisch, dass Maria Fekters mächtiger Wirtschaftsbund den Möchtegern-Wirtschaftskapitän fast weggeputscht hätte.
Spindelegger muss froh sein, dass er weiter VP-Chef ist – er steht als Kaiser ohne Kleider da. Ziemlich nackt. Und die VP geht als zerstrittener Haufen ins entscheidende Wahljahr.
Das ist schade. „Spindi“ ist besser als sein Image – Österreich würde in all dem Stronach- und Strache-Chaos eine seriöse Wirtschaftspartei mit einem kompetenten „Wirtschaftskapitän“ dringend brauchen …
Meinung an: wolfgangfellner@oe24.at