Ein Kommentar von ÖSTERREICH- und oe24-Chefredakteur Niki Fellner.
Sebastian Kurz hat es derzeit wirklich nicht leicht. Erst musste er diese Woche das unsägliche Impfchaos des Gesundheitsministers aufräumen. Dann trat am Samstag auch noch Arbeitsministerin Christine Aschbacher nach einer peinlichen Plagiatsaffäre um ihre Masterarbeit zurück.
So paradox es klingt: Genau diese beiden Politdesaster könnten der Regierung jetzt den wichtigen „Restart“ ermöglichen.
Den Gesundheitsminister hat der Kanzler bereits entmachtet und die Impfung zur Chefsache gemacht. Seitdem zeigt sich, dass es anscheinend doch geht: Österreich bekommt 6 Millionen Impfdosen mehr, der Impfstart wurde um eine Woche vorverlegt und plötzlich können auch ältere Menschen außerhalb von Pflegeheimen geimpft werden. Das war dringend nötig, denn Anschobers (Nicht-)Performance hat zuletzt die ganze Regierung runtergezogen (siehe Umfrage rechts). Nur noch 50 % der Österreicher sind mit Türkis-Grün zufrieden. Mit dem Kampf der Regierung gegen Corona ist bereits eine Mehrheit von 54 % unzufrieden.
Auch Christine Aschbacher galt schon vor der Plagiatsaffäre als Wackelkandidatin. In der größten Arbeitsmarktkrise seit dem Zweiten Weltkrieg wirkte die sympathische Steirerin überfordert. Dass die Kurzarbeit so gut funktioniert, ist primär das Verdienst der Sozialpartner. Dennoch: Aschbachers rascher und konsequenter Rücktritt verdient Respekt, das war in Österreich nicht immer so.
Wenn Kurz jetzt einen ausgewiesenen Arbeitsmarktexperten als Aschbacher-Nachfolger verkündet und gleichzeitig die wichtigen Impfagenden von Anschober selbst übernimmt, dann kann Türkis-Grün mit einem neuen Turbo ins Jahr 2021 starten. Und dann hat der Kanzler am Ende wohl wieder einmal das Glück des Tüchtigen.