Krise

Zerreiß-Probe für die SPÖ

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Wie Faymann jetzt die Rot-Blau-Debatte stoppen will. Und wer die Fäden zieht.

Es ist eine Rückendeckung, die genau zum richtigen Zeitpunkt für Werner Faymann kommt: Via ORF stellte sich Wiens SPÖ-Bürgermeister – immer noch einer der mächtigsten in der roten Welt – gestern klar hinter Faymann als SPÖ-Vorsitzenden und Kanzler.

Die rot-blaue Koalition im Burgenland hat die SPÖ freilich dennoch in Turbulenzen gestürzt. Das Fass zum Überlaufen aber brachte der Landeshauptmannverzicht der Roten – als Nummer eins – zugunsten der Schwarzen in der Steiermark. Nun wollen auch die SPÖ-Landesgruppen in Oberösterreich und Salzburg – wir berichteten – ihre Organisationen über eine mögliche Kooperation mit den Freiheitlichen abstimmen lassen.

Faymann schickt seine Vertrauten in die Länder
Der SPÖ-Kanzler bleibt ein erbitterter Gegner von Rot-Blau. Um seine Partei vor den Herbstwahlen in Oberösterreich und Wien wieder zu befrieden, hat er nun ein neues Duo in der SPÖ-Zentrale installiert (siehe unten). Neo-Geschäftsführer Gerhard Schmid soll jetzt alle SPÖ-Länder bereisen und wieder für eine einheitliche Linie sorgen. Hinter den Kulissen ist auch SP-Kanzleramtsminister Josef Ostermayer am Feuerlöschen.

I. Daniel

 

Sie sind ein unterschiedliches Paar, das sich doch blendend versteht: auf der einen Seite der freundliche Professor Gerhard Schmid (Ex-Kabinettsmitarbeiter von Kanzler Faymann), auf der anderen der quirlige PR-Profi und Ex-Journalist Matthias Euler-Rolle (Ex-Sprecher von Faymann). Schmid ist designierter neuer SPÖ-Bundesgeschäftsführer, Euler-Rolle der Neo-Kommunikationschef der Roten. Ist das nicht eine Mission impossible, fragte ­ÖSTERREICH beide:

ÖSTERREICH: Ab 3. Juli sollen Sie formal neuer SPÖ-Geschäftsführer werden – in einer denkbar schwierigen Zeit für die SPÖ. Warum tun Sie sich das an?
Gerhard Schmid: Es ist eine spannende Herausforderung und ich habe in meiner beruflichen Laufbahn immer wieder schwierige Situationen meistern dürfen. Ich bin seit vielen Jahrzehnten der Sozialdemokratie und Werner Faymann eng verbunden. Gemeinsam wollen wir eine gute Basis für die Zukunft der SPÖ legen.
Matthias Euler-Rolle: Es gibt für jemanden, der Zeit seines Lebens gerne kommuniziert, keine spannendere Aufgabe.

ÖSTERREICH: Die SPÖ debattiert gerade ihre Haltung zur FPÖ. Wie halten Sie es?
Schmid: Der Bundeskanzler und Parteivorsitzende hat ganz klar gesagt, dass er eine Koalition mit der FPÖ auf Bundesebene ausschließt. Die Sozialdemokratie ist auf einem ganz starken antifaschistischen Fundament aufgebaut. Ich habe Werner Faymann als 16-Jährigen – wir sind gleich alt – bei antifaschistischer Arbeit kennengelernt. Wir sind damals gemeinsam vor Schulen gestanden, um über die braune Gefahr, die noch latent war, zu warnen. Das hat uns schon damals verbunden.
Euler-Rolle: Ich denke, die Landtagswahlen haben die Situation letztlich klarer gemacht: Werner Faymann sagt vor der Wahl, was er auch danach macht: Keine Koalition mit der FPÖ. Den Ländern wurde die Entscheidung mehr oder minder freigegeben.

ÖSTERREICH: Warum wurde Rot-Blau im Burgenland nicht verhindert?
Schmid: Wenn Leute behaupten, Werner Faymann habe deswegen eine Führungsschwäche, weil er nicht eingegriffen hat, muss ich fragen: Was hätte dieses Eingreifen sein sollen? Eine ganze Landesgruppe undemokratisch ausschließen, wie es die FPÖ in Salzburg gemacht hat?
Euler-Rolle: Die SPÖ ist ja keine Diktatur.

Interview: Isabelle Daniel

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