Liese Prokop:

"Wir müssen wachsam bleiben"

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Die Innenministerin im Gespräch über österreichische Terrorverdächtige und Querverbindungen zu den Londoner Flugzeug-Attentaten.

ÖSTERREICH: Im Verfassungsschutzbericht ist von bis zu 50 Personen die Rede, die terrorverdächtig sind. Was haben Sie gegen diese Personen rechtlich in der Hand?
Prokop: Es bestehen Verdachtsmomente. Diese Personen unterhalten bedenkliche Kontakte, treffen verdächtige Personen. Aber es gibt keine konkrete Zelle mit konkreten Attentatsplänen.

ÖSTERREICH: Wie sicher kann man in Österreich sein?
Prokop: Ich glaube, wir haben den Überblick. Die Zusammenarbeit mit der islamischen Glaubensgemeinschaft funktioniert sehr gut. Außerdem haben wir einen sehr engen Informationsaustausch mit internationalen Geheimdiensten über das Kommen und Gehen gewisser Personen.

ÖSTERREICH: Es gab Hinweise, dass ein Österreicher mit den Londoner Flugzeugattentätern in Kontakt stand.
Prokop: Diesen Verdacht gibt es. Die betreffende Person hatte Kontakte zu deutschen Verdächtigen und davon unabhängig möglicherweise auch nach London.

ÖSTERREICH: Kontakte welcher Art?
Prokop: Es gab Mailverkehr und eine Reise nach Pakistan. Wir stehen in engem internationalen Kontakt und haben regen Informationsaustausch und wurden auch darüber informiert.

ÖSTERREICH: Wo ist diese Person jetzt?
Prokop: Nicht in Österreich. Soviel kann ich sagen.

ÖSTERREICH: Ist Österreich also ein mögliches Terrorziel?
Prokop: Wir müssen wachsam bleiben. Immer wenn es international eine Krise gibt, wie den Libanon-Krieg, dann steigen auch die Aktivitäten von Radikalen. Nehmen Sie zum Beispiel die fehlgeschlagenen Attentate auf die deutschen Züge. Das waren nicht Al-Kaida-Leute, sondern Männer, die auf die Situation im Libanon aufmerksam machen wollten.

ÖSTERREICH: Es gibt auch in Österreich Hassprediger. Was wissen Sie darüber?
Prokop: Die meisten dieser Prediger sitzen nicht bei uns. Meistens kommen sie ins Land und reisen nach kurzem Aufenthalt weiter. Manche haben sogar ihr eigenes Feldbett dabei. Aber es gibt andere Personen, die Schulungen absolvieren und versuchen, Zellen bei uns aufzubauen.

ÖSTERREICH: Die Kontakte zwischen den Terrorgruppen weltweit werden immer intensiver. Was kann man dagegen tun?
Prokop: Internet und Telekommunikation bieten diesen Leuten natürlich immer mehr Möglichkeiten. Aber auch unsere Technologien werden immer besser. Wir sind also gut gerüstet.

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