Reiselust

Mit Riesentretern durch Pulverschnee

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Schneeschuh-Boom: Zehntausende schnallen Riesentreter an. Der Grund: kaum Kosten und Risiko, aber viel Fun.

Kaukasische Hirten kennen sie seit 2000 Jahren. Die Inuit wandern schon seit Jahrhunderten auf Schneeschuhen durch die Arktis. Auch Trapper und Fallensteller erkannten schnell den Sinn der überdimensionalen Treter – doch erst seit ein paar Jahren gibt es auch bei uns Schneeschuhe zu kaufen.

Die Geräte werden unter Wanderschuhe geschnallt und verhindern durch ihre große Oberfläche das Einsinken im Pulverschnee. Zur Entlastung und Balance greift man sich zwei lange Stöcke, wie beim Nordic Walken, allerdings mit Tellern unten dran.

Trendsport
Die heurige Saison markiert den vorläufigen ersten Gipfel für diesen neuen Outdoor-Trend. Unter viele Weichnachtsbäume wurden heuer große flache Packerl gelegt – Schneeschuhwandern entwickelt sich kontinuierlich zum Nordic Walking des Winters.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Vorausgesetzt, es liegt ein bisschen Schnee, kann man praktisch überall in Österreich die Dinger anschnallen und losstapfen. Vom Bregenzer Wald bis zum Semmering, von der Turracher Höhe bis zur Mühlviertler Alm, überall werden bereits geführte Wanderungen angeboten. In Altenmarkt/Zauchensee werben die Touristiker sogar mit Mondscheintouren zu einer Hütte – dem Abenteuer sind fast keine Grenzen gesetzt.

Geringes Risiko
Die Wiener Sportmedizinerin Dr. Dagmar Rabensteiner findet lobende Worte für den winterlichen Spaß, der durchaus schweißtreibende Qualitäten hat: „Diese Sportler haben kein erhöhtes Verletzungsrisiko, wie zum Beispiel Carver oder Snowboarder. Außerdem verbrennen sie viele Kilokalorien – pro halber Stunde etwa 250, das ist fast so viel wie beim Skitourengehen.“

Nur wer in Lawinenhänge marschiert, setzt unvernünftig sein Leben aufs Spiel. Deshalb raten alle ExpertInnen dazu, in unbekannten oder exponierteren Gegenden unbedingt mit einem erfahrenen Guide auszurücken.

Winterzauber
Das Schöne am Schneeschuhwandern: Zum Anfangen marschiert man am besten in flachem Gelände. Dort bekommt man schnell das Gefühl dafür, wie breit die Beine geführt werden und wie lang die Schritte sein müssen. Man fällt nicht so leicht um wie beim Langlaufen, ist nicht auf Loipen fixiert und kann wandernd die unberührte Natur genießen. In österreichischen Nationalparks (siehe Kasten rechts) führen Experten zu den vierbeinigen Einheimischen – ein Naturschauspiel, „Universum“ live.

Anfängerfreuden
Dieser Wintersport ist nicht nur für coole Bergfexe, sondern auch für alle geeignet, die nie Skifahren oder Snowboarden gelernt haben – und dennoch einmal vor einem Gipfelkreuz stehen wollen (ohne mit der Seilbahn hinaufgefahren zu sein). Übrigens: Der Jagatee in der Hütte schmeckt nach der Anstrengung garantiert viel besser!

Die Alternative
Während gerade in der Hauptsaison an vielen Liften lange Schlangen stehen, erobern viele Schneeschuhwanderer ohne unfreiwillige Gesellschaft, dafür aber oft gemeinsam mit ihrem Hund, die Winterlandschaft. Meist sind es verschneite Wanderwege, die nun auch in der kalten Jahreszeit begangen werden, aber manchmal erlaubt die Schneedecke Routen, die sonst nicht zu erschließen sind.

Richtiges Equipment
Bis vor Kurzem handelten nur Bergsportgeschäfte mit der modernen Version jenes Gerätes, das in seiner Urform einem umgeschnallten Tennisschläger ähnelte. Neben Spezialhändlern (z.B. Bergfuchs, robinsonshop.com) führen heuer alle Sportketten wie Hervis, Intersport Eybl, Sports Experts und Sport 2000 verschiedene Modelle im Sortiment. Sogar der Diskonter Hofer brachte die Sportgeräte bereits unters Volk. Die Günstigsten kosten unter 100 Euro, stabile Schneeschuhe bis zu 300 Euro.

Qualitätsmerkmal
Wer nicht hundertprozentig überzeugt ist, dass er diesen Trend unbedingt mitmachen will, der sollte sich vorerst um wenig Geld Schneeschuhe ausleihen (ab fünf Euro pro Tag). Nach zwei oder drei ausprobierten Modellen weiß man dann sehr genau, auf welche Kriterien man beim Kauf achten muss.

Und man sollte nicht nur auf den Preis schauen: das Gewicht, ein stabiler Alurahmen, verstellbare Bindungen, Stahlzacken für besseren Halt auf Harsch und eine leicht zu bedienende Bindung können später unnötigen Frust am Berg ersparen.

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