Für Österreichs Handball-Männer tut sich gegen Deutschland die nächste Chance auf eine Überraschung auf.
Die DHB-Auswahl ist angeschlagen, verspielte am Samstag praktisch ihre letzte Halbfinalchance. Gelingt der erste Sieg über die Deutschen in einem Bewerbsspiel, darf man weiter von Stockholm träumen.
Dort steigt am Samstag das Spiel um Platz fünf - aller Voraussicht nach gegen Portugal oder Ungarn. Für Österreich wäre es ein historisches Match. Geschichte würde Rot-Weiß-Rot freilich schon mit Platz acht schreiben, schließlich ist der neunte Rang von der Heim-EM 2010 das bisher beste Endrundenresultat der Handball-Neuzeit. Gelingt der Sprung zum Finalwochenende, darf man auch noch mit der Qualifikation für das Olympische Turnier in Tokio spekulieren. Und die Qualifikation für die WM 2021 wäre dann ebenfalls leichter zu bewerkstelligen.
Deutschland schon draußen
Es geht am Montag also nicht nur um das Duell mit den "Lieblingsnachbarn", sondern auch viel Historisches. Dass die Deutschen nach mühsamer Vorrunde und einer Leistungssteigerung zum Beginn der Hauptrunde gegen Weißrussland am Samstag ihre letzte Halbfinalchance vergeigten, darf Österreich zusätzlich beflügeln. Gegen Kroatien lag Deutschland lange in Führung, ging im Finish aber noch mit 24:25 k.o. Die ÖHB-Cracks wollten diesen Aspekt aber nicht überbetonen. "Sie waren sicher angepisst. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das bis zum Montag durchtragen und sagen, 'ok, das Turnier ist gelaufen'", meinte etwa Kreisläufer Fabian Posch.
Der Krems-Akteur netzte beim letzten EM-Test am 6. Jänner just gegen Deutschland (28:32) achtmal, ganz so "einfach" dürfte es diesmal nicht werden. "Wir sind den Fans auch einiges schuldig. Wir wollen für uns und sie ein glimpfliches Ende der EM", betonte Deutschlands Kreisläufer Jannik Kohlbacher. DHB-Trainer Christian Prokop, der nach dem neunten Platz bei der EM 2018 vor seiner nächsten Enttäuschung steht, gab sich kämpferisch: "Österreich wird zu Hause alles dransetzten, das ist für die das Spiel des Jahres gegen Deutschland. Aber das wollen wir uns nicht gefallen lassen, da wollen wir uns auch zeigen."
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Flügelspieler Robert Weber spielt in Deutschland bei HSG Nordhorn-Lingen
Einer, der die Deutschen besonders gut kennt, ist Robert Weber. Der Flügelroutinier, der seit 2008 in der wohl stärksten Liga der Welt agiert, zeigte sich überzeugt, dass die Gegner die Enttäuschung gegen Kroatien "nicht auf sich ruhen lassen" werden. "Natürlich ist das ein Dämpfer, aber die Deutschen wollen mehr. Vor allem gegen Österreich. Wir werden sehen, wie schnell sie da rauskommen", gab der 34-Jährige zu Protokoll.
Mit Geduld und guter Offensive zum Sieg
Für Österreichs Teamchef Ales Pajovic liegt der sportliche Schlüssel zu einem Sieg u.a. in einer dynamischen Offensivleistung. "Sie spielen eine starke 6:0-Abwehr mit Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler in der Mitte. Wir müssen die großen Leute im Mittelblock bewegen. Nur Eins-gegen-Eins-Situationen und Würfe über den Mittelblock werden nicht reichen. Sie kommen dann auch oft aggressiv raus, da ist dann Platz auf sechs Metern", analysierte der Slowene. "Und wir müssen Geduld haben und die Würfe nicht zu früh nehmen."
Es bleibt ihm zu wünschen, dass im sechsten Spiel innerhalb von elf Tagen dafür auch die Kräfte reichen.