Protokoll des Dramas

Star-Kletterer unter Eiswand begraben

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Die Eis- und Felswand gilt als extrem gefährlich. Monsterlawine ging ab und erfasste Kletterer.

Calgary. Es ist beinahe Gewissheit: Österreichs Star-Kletterer David Lama (28) und Hansjörg Auer (35) sowie ihr US-Kollege Jess Roskelley (36) haben den Lawinenabgang am Howse Peak in Kanadas ­Rocky Mountains wohl nicht überlebt. Die Familien gaben in bewegenden Botschaften ihrer Trauer Ausdruck.

Schon erste Expedition dort endete fast in Tragödie

Bergung. Die Ausnahmekletterer wurden Opfer einer Eis- und Felswand, die zuvor erst einmal von einer dreiköpfigen Gruppe bezwungen worden war. Auch die Expedition im Jahr 2000 endete fast in einer Katastrophe: Einer der Kletterer brach sich ein Bein, musste per Helikopter geborgen werden.   

Star-Kletterer unter Eiswand begraben
© oe24

Albtraum. „Es ist eine jener Routen, auf denen du per­fekte Bedingungen haben musst, sonst verwandelt es sich in einen Albtraum“, sagte Jess Roskelleys Vater John. „Dieses Mal wurde es zum Albtraum.“ Bergsteigerlegende Reinhold Messner vermutet, dass ein Stück der Eiswand herunterbrach und so das Unglück auslöste.

Protokoll. Die Vorzeichen standen gut: Seit mehr als einer Woche waren Auer, Lama und Roskelley im Klettergebiet, sie erklommen zahlreiche Teststrecken. Am Dienstag wollten die drei den Aufstieg auf der M-16 genannten Route des Howse Peak wagen.

Auer schrieb SMS. Auer kontaktierte den Bergwetterexperten Karl Gabl. „Ich habe von ihm eine SMS erhalten, dass er noch ein Update braucht“, sagte Gabl auf oe24.TV. „Die Verhältnisse waren nicht schlecht: trocken, wechselnd wolkig, Temperaturen stabil“, so Gabl.

Anruf kam nicht. Sie wagten den Aufstieg. Roskelley sagte seiner Familie, er würde sich melden, sobald sie sicher zurück sind. Doch sein Anruf kam nicht. Am nächsten Morgen entdeckte ein Hubschrauber den Lawinenkegel und Teile von Bergsteigerausrüstung. Laut dem kanadischen Lawinenexperten Stephen Holeczi war es ein Monster: 1.000 Tonnen schwer und 1.000 Meter lang. Auer, Lama und Roskelley hatten wohl keine Chance.

Messner: "Sie hatten ein einziges Mal nicht Glück"

Auf oe24.TV sprach die Bergsteigerlegende über das Unglück.

Oe24.tv: Wie gefährlich ist das Klettern an genau dieser Stelle?

Reinhold Messner: Es ist eine so hohe und steile Wand, dass jede Lawine diese Männer schon im Fallen töten würde, weil der Luftdruck so groß sein muss.

Oe24.tv: Alle drei haben teils nicht für möglich gehaltene Kletterleistungen gezeigt. Verändern solche Extremsportler die Faszination für das Bergsteigen?

Messner: Leider ist es so, dass heute nur derartige Tragödien in den Medien Platz finden. Wenn sie diese Wand erklettert hätten, hätte das in keiner Zeitung gestanden. Das traditionelle Bergsteigen hat sein Flair nur mehr, weil es so schwierig und so gefährlich ist. Diese Dimensionen, die Gefahren, die Höhen, die Entlegenheit, die Exposition, die sind so gewaltig, dass ­jeder Mensch spürt, das würde ich nicht tun.

Oe24.tv: Im Nachhinein betrachtet: War das Risiko zu groß?

Messner: Ich hätte nie gedacht, dass die drei ums ­Leben kommen würden. Aber auch die Allerbesten kommen ums Leben. Die Hälfte der Spitzenbergsteiger kommt am Berg um, die andere Hälfte überlebt es. Aber nicht die bessere Hälfte. Sondern die einen haben Glück und die anderen haben ein einziges Mal nicht Glück.

Red-Bull-Fluch: Tödliches Risiko

Von Fußball bis Eishockey, von Gregor Schlierenzauer bis Lindsey Vonn – Red Bull investiert jährlich und erfolgreich Millionen ins Sport-Sponsoring. Umstritten ist ­jedoch die finanzielle Unterstützung von Hochrisiko-Sportarten – zumal eine Serie von Todesfällen wie ein Fluch die Erfolgsstory der Salzburger überschattet. Vor David Lama starb mit vier Sportlern die gesamte Basejumper-Elite. Zuletzt Valery Rozov (52), der im Himalaja verunglückte. Stuntflugzeugpiloten (Michael Leusch, Guido Gehrmann) überlebten Abstürze nicht, Schneemobilfahrer wie Caleb Moore ließen ihr Leben. Motocrosser (Eigo Sato) und Motorradpiloten verunglückten tödlich. Der Jüngste war der erst 14-jährige Toriano Wilson, der sein ­allererstes Bike-Rennen nicht überlebte. 

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