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Unsere Tiere

Die Animal Welfare Foundation (AWF) reichte Beschwerde über Blutfarmen in Island ein

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Die Tierschutzorganisationen Animal Welfare Foundation (AWF, Deutschland) und der Tierschutzbund Zürich (TSB, Schweiz) haben in Island ein Geschäft aufgedeckt, an dem rund 100 Blutfarmen mit 5.000 Pferden beteiligt sind.

Auf diesen Farmen wird Stuten in der frühen Trächtigkeit über einen Zeitraum von bis zu zehn Wochen Blut entnommen. Das Blut enthält das Hormon PMSG, das vor allem in der industriellen Ferkelproduktion zur Steigerung der Fruchtbarkeit und zur Synchronisierung von Geburten eingesetzt wird. Die Recherchen haben entgegen allen Aussagen der Pharmakonzerne eine Reihe massiver Tierschutzverstöße aufgedeckt. Die meisten Stuten sind halbwild, sie haben kaum Kontakt zum Menschen. Aufnahmen der Blutentnahme zeigen, wie Arbeiter die verängstigten Pferde schlagen, sie laut anschreien und Hunde hinter ihnen herjagen. Eine Koalition internationaler Tierschutzorganisationen fordert von der EU-Kommission ein Import- und Produktionsverbot für PMSG – eine Forderung, die kürzlich auch das Europäische Parlament gestellt hat.   

Blutentnahme für effizientere Produktion

Island verstößt mit seinen Blutfarmen gegen geltendes Recht im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Auf den Blutfarmen wird trächtigen Stuten Blut abgenommen, aus dem das Fruchtbarkeitshormon PMSG gewonnen wird. In der Massentierhaltung dient es dazu, die Produktionsschritte zu takten und effizienter zu machen: künstliche Befruchtung, Geburt, Ausstallen, Mast, Schlachtung.

Einstufung als Tierversuche

Rechtlich werden die Blutentnahmen als Tierversuche eingestuft. Tierversuche unterliegen nach EWR-Recht dem 3R-Prinzip (Replacement, Reduction, Refinement; dt.: Vermeiden, Verringern, Verbessern). Es legt zudem fest, dass Tierversuche, wenn möglich, durch alternative, tierfreie Methoden zu ersetzen sind. Allein auf dem deutschen Markt gibt es 36 synthetische Alternativprodukte. Eine höhere Fruchtbarkeit lässt sich auch durch artgerechtere Haltung und hormonfreie Methoden erzielen.
Die Blutentnahmen in Island verstoßen gegen das 3R-Prinzip. Sie dienen einzig dem Profitstreben der Pharmaindustrie und industriellen Tierzucht. Sie als «Tierversuche» zu genehmigen, ist weder in Island noch in der EU rechtskonform.

Freiwilliger Verzicht einiger Verbände

Deshalb hat die AWF Beschwerde bei der Überwachungsbehörde der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) eingereicht. Die Beschwerde dient dem Ziel, die Produktion und den Import des Hormons PMSG zu verbieten. Sechzehn Tierschutzorganisationen haben mitunterzeichnet.
Nach der Veröffentlichung der Recherchen in Island von AWF hat der Verband der Schweizer Schweinezüchter, Suisseporcs, erklärt, dass er freiwillig auf den Einsatz von PMSG verzichten wird. Damit bestätigt er, dass ein Umstieg möglich ist. Andere Länder werden dem Beispiel folgen. Das zeigen erste Reaktionen aus den Niederlanden, Dänemark, Polen und Österreich. Auch das Europäische Parlament fordert mit großer Mehrheit ein Ende der Einfuhr und Produktion von PMSG.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 09. Mai 2022, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 15. Mai 2022, 18:30 Uhr. 

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