Marokko-Katastrophe

100.000 Kinder von Erdbeben betroffen

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Die offizielle Opferzahl liegt schon bei 2.860 Toten. Viele Dörfer sind immer noch nicht zugänglich. Kinder leiden am meisten.

Von der Erdbebenkatastrophe in Marokko sind laut UNICEF etwa 100.000 Kinder betroffen. Man kenne zwar noch nicht die genaue Zahl der getöteten und verletzten Kinder, erklärte die Organisation. Kinder machten aber nach jüngsten Schätzungen fast ein Drittel der Bevölkerung des Landes aus. Tausende von Häusern seien zerstört worden. Dadurch seien auch Familien obdachlos geworden und müssten die derzeit kalten Nächte im Freien verbringen.

Nachbeben werden die Lage weiter verschlimmern

Es sei damit zu rechnen, dass Nachbeben auch in den kommenden Tagen und Wochen andauern und Kinder und Familien gefährden, so UNICEF. Schulen, Krankenhäuser und andere medizinische und pädagogische Einrichtungen seien durch das Beben beschädigt oder zerstört worden, was die Kinder zusätzlich belaste.

Währenddessen geht in den schwer zugänglichen Erdbebengebieten in Marokko die verzweifelte Suche nach Überlebenden weiter. Doch die Hoffnung, am vierten Tag nach dem schweren Erdbeben vom Freitagabend Menschen noch lebend zu finden, schwindet von Stunde zu Stunde. Dutzende Dörfer sind zerstört.

Wasser und Lebensmittel werden knapp

Die Einwohner müssen nicht nur die Toten bergen und begraben, es mangele auch an Lebensmitteln und Wasser. Der Einsatzleiter eines britischen Hilfstrupps warnte im Sender BBC vor einem steigenden Risiko von Krankheiten, wenn sich die Hilfe weiter verzögere. Die Einsatzkräfte versuchten unterdessen weiter, in entlegene Bergdörfer vorzudringen. Mit schwerem Gerät wie Bulldozern mussten in dem zerklüfteten Gelände Straßen von Geröll befreit werden, damit Krankenwagen nach Erdrutschen durchkommen.

Die marokkanische Regierung steht angesichts dieser verzweifelten Situation in den Katastrophengebieten unter wachsendem Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen. Bisher hat Marokko nur Hilfe aus vier Ländern akzeptiert - Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Beamte des Landes rechtfertigten dies damit, dass es ihrer Einschätzung nach zu chaotisch wäre, wenn plötzlich Teams aus der ganzen Welt in Marokko eintreffen würden. Nach Angaben der Regierung wurden bis Montagabend mindestens 2.862 Tote gezählt, mindestens 2.562 weitere Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Zahlreiche Menschen werden noch vermisst.

Hubschrauber werfen Hilfspakete ab

Es wird daher befürchtet, dass die Zahl der Toten noch weiter steigt. Die Behörden hätten mittlerweile Feldlazarette in der Nähe des Epizentrums eingerichtet, um dort Verletzte zu versorgen, sagte Justizminister Abdel Latif Wehbe. Derzeit könne man die genaue Anzahl der Toten und Schäden nicht klären. Derzeit werde Militärhubschrauber Hilfspakete über schwer zugänglichen Bergregionen ab.

Die Bevölkerung brauche neben humanitärer Hilfe nun auch vor allem psychologische Unterstützung, erklärte die Hilfsorganisation Care. "Neben den enormen physischen Verwüstungen wiegt vor allem auch der emotionale Schaden, der von dem erlebten Grauen und der ausgestandenen Angst verursacht wurde, sehr schwer", erklärte Hlima Razkaoui, Generalsekretärin von Care Marokko.

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