Raketenangriffe in Syrien

23 Tote: Israel-Iran-Konflikt eskaliert

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Offenbar 28 israelische Kampfflugzeuge im Einsatz, 70 Raketen abgeschossen.

Nach dem gegenseitigen Beschuss zwischen Israel und dem Iran an der Grenze zu Syrien wächst die Sorge um eine weitere militärische Eskalation im Nahen Osten. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland riefen beide Seiten zur Besonnenheit und Deeskalation auf. Die USA sprachen von einem "zusätzlichen Beweis, dass dem iranischen Regime nicht zu trauen ist".
 

"Hoffe, jeder hat die Botschaft verstanden"

Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman deutete am Donnerstag an, dass vorerst keine weiteren Angriffe zu erwarten seien. "Ich hoffe, wir haben dieses Kapitel beendet und jeder hat die Botschaft verstanden", sagte Lieberman auf einer Sicherheitskonferenz in der Nähe von Tel Aviv. Vom Iran gab es auch über zwölf Stunden nach den Angriffen noch keine Reaktion.
 
Nach israelischen Angaben griffen in der Nacht erstmals seit Beginn des Krieges in Syrien iranische Revolutionsgarden mit rund 20 Raketen Armeeposten auf den Golan-Höhen an. Die israelische Luftwaffe reagierte mit massiven Vergeltungsangriffen auf syrische Militäreinrichtungen und iranische Stellungen in Syrien. Bewohner berichteten unter anderem von starken Explosionen nahe der Hauptstadt Damaskus. Syrischen Medien zufolge hat die Luftabwehr Raketen über Damaskus, Homs und Sueida abgefangen.
 
23 Tote: Israel-Iran-Konflikt eskaliert
© oe24
 

Mindestens 23 Tote

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums fing die syrische Luftabwehr über die Hälfte der israelischen Raketen ab. Dennoch wurden nach Angaben der syrischen Armee drei Menschen durch Raketeneinschläge getötet und zwei weitere verletzt. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mindestens 23 getöteten Militärangehörigen, darunter Syrer und Nicht-Syrer.
 
Die israelische Armee teilte mit, man habe Dutzende iranische Ziele in Syrien angegriffen. Zudem seien fünf Luftabwehrstellungen der syrischen Armee zerstört worden, von denen auf israelische Jets geschossen worden sei. Russland, das Machthaber Bashar al-Assad in Syrien unterstützt, sei im Voraus von den Angriffen informiert worden.
 

Fast komplette iranische Infrastruktur getroffen

Lieberman sagte, Israel habe fast die komplette iranische Infrastruktur in Syrien getroffen. Keine der iranischen Raketen sei auf israelisch kontrollierten Gebieten eingeschlagen. Sie seien entweder fehlgegangen oder von der israelischen Abwehr abgeschossen worden. Hingegen hatte ein Armeesprecher erklärt, bei den Angriffen auf die Armeeposten auf dem seit den 1980er Jahren annektierten Golan-Höhen sei geringer Schaden entstanden. Verletzte habe es nicht gegeben.
 
Syrische Staatsmedien berichteten, Israel habe Ziele auch tiefer im Land angegriffen. Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, ein Munitionsdepot, Luftabwehrstellungen und eine Radareinrichtung der Armee seien zerstört worden.
 

Konflikt deutlich verschärft

Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat sich im syrisch-israelischen Grenzgebiet in den vergangenen Wochen deutlich verschärft. Die islamistische Führung in Teheran ist enger Verbündeter Assads und hat Tausende Kämpfer nach Syrien entsandt. Nach dem weitgehenden Sieg der syrischen Regierungstruppen und ihrer russischen und iranischen Verbündeten strebt der Iran nach israelischen Angaben nun danach, eine dauerhafte Militärpräsenz an der israelischen Grenze aufzubauen, um den jüdischen Staat von dort aus zu bekämpfen. Israel sieht sich durch eine neue Front aus iranischen Revolutionsgarden und der libanesischen Hisbollah-Miliz an seiner Nordgrenze bedroht und hat angekündigt, eine dauerhafte Präsenz des Iran dort mit allen Mitteln zu verhindern.
 
US-Präsidialamtssprecherin Sarah Sanders sagte, der iranische Beschuss Israels zeige, dass Trump mit seinem Rückzug aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran die richtige Entscheidung getroffen habe. Trump hatte die Aufkündigung des Abkommens auch mit der aggressiven Außenpolitik des Landes begründet und ausdrücklich die Destabilisierung durch den Iran in Israels Nachbarschaft kritisiert. Dagegen setzt die Bundesregierung ebenso wie die anderen EU-Staaten und Russland weiter auf das Abkommen.
 

Aufruf zu Deeskalation

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron riefen zu Besonnenheit und Deeskalation in der Region auf. Die britische Regierung forderte Russland auf, seinen Einfluss auf Syrien geltend zu machen, um weitere iranische Angriffe von dessen Territorium aus zu verhindern. Der Iran müsse weitere Angriffe unterlassen. Israel habe das Recht, sich zu verteidigen. ́
 
Russland sprach seinerseits von einer alarmierenden Entwicklung. Außenminister Sergej Lawrow rief Israel und den Iran auf, alles zu unterlassen, was eine Spirale der Gewalt auslösen könnte. Präsident Wladimir Putin habe das Thema bei seinen Gesprächen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu in Moskau angesprochen.
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