Nach Zyklon 'Idai'

Helfer vor Ort: 'Jetzt drohen Todesseuchen'

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Hunger, Durst und Seuchen: Die Lage in Mosambik nach dem Zyklon verschärft sich weiter.

Es sind Szenen katas­trophalen Ausmaßes, die sich in der am stärksten vom Zyklon „Idai“ betroffenen Region in Mosambik abspielen. „Die Lage ist kritisch. Viel kritischer als angenommen“, berichtet Fredy Rivera. Der Entwicklungshelfer arbeitet für das österreichische Hilfswerk International. In drastischen Bildern schildert der Wiener, wie von akuter Hungersnot geplagte Menschen selbst ein verendetes, bereits verwestes Flusspferd roh essen.

Schleppende Hilfe. Der Leiter des Hilfswerks International, Stefan Fritz, erklärt im ÖSTERREICH-Interview (siehe unten), dass die internationalen Hilfsmaßnahmen nur sehr schleppend anlaufen würden. Die Hilfe, die er vor Ort mit seinem 30-köpfigen Team leistet, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Mehr als 350.000 Menschen sind akut vom Tod bedroht, 200.000 davon sind Kinder.“ Verzweifelt versuchen die Helfer mit Booten einen Versorgungskorridor zu den Katastrophenopfern zu errichten. Die Straßen sind unpassierbar. Fritz: „Dörfer stehen unter Wasser. Es entstehen Binnenmeere, weil riesige Areale überschwemmt sind.“ Caritas-Helfer Andreas Zinggl fliegt heute von Wien ins Katastrophengebiet: „Wir wissen erst zehn Prozent von dem, was wirklich passiert ist“, sagt er zu ÖSTERREICH.

Die Opferzahlen werden sich noch drastisch erhöhen

Tumulte bei Hilfslieferungen. Die Menschen haben sich auf Bäume und Dächer geflüchtet und warten verzweifelt auf Rettung. Im gesamten Katastrophengebiet sind aber nur elf Hubschrauber im Einsatz. Der Sprecher des UN-Nothilfebüros (OCHA), Jens Laerke, berichtet von unruheartigen Zuständen, wenn doch Hilfslieferungen ankommen: „Das sind Verzweifelte. Niemand kann einer Mutter oder einem Vater etwas vorwerfen, wenn er versucht, Wasser zu ergattern.“

Cholera-Epidemie. Die Lage könnte sich noch dramatisch zuspitzen: Experten befürchten den Ausbruch von Cholera aufgrund des verseuchten Trinkwassers. Dadurch würde sich die Zahl der Todesopfer von derzeit 380 vervielfachen.

Der Zyklon „Idai“ mit der Stärke vier von fünf war vor einer Woche in Mosambik auf Land getroffen. (zac)

 

 

Hilfswerk-International-Leiter Stefan Fritz im Interview: "Die Menschen essen tote Tiere roh"

ÖSTERREICH: Wie stellt sich die Lage im Ka­tastrophengebiet dar?

Stefan Fritz: Es geht für Hunderttausende Menschen ums nackte Überleben. Der Zyklon hat eines der ärmsten Länder der Welt getroffen. Die Menschen verhungern. Unser Helfer vor Ort, Fredy Rivera, berichtet von Szenen, wie Menschen in ihrer Verzweiflung ein verendetes, halb verwestes Flusspferd roh essen.

ÖSTERREICH: Wie helfen Sie mit Ihrer 30-köpfigen Mannschaft vor Ort?

Fritz: Der Landweg ist unpassierbar. Wir versuchen mit Schlauchbooten einen Versorgungskorridor zu den Notleidenden zu errichten. Gleichzeitig müssen wir Menschen von Dächern oder Bäumen retten – bisher mehr als 3.000. Eine Kollegin hat es heute geschafft, mit einem der ganz wenigen Flugzeuge Medikamente aus Maputo in die Krisenregion zu bringen.

ÖSTERREICH: Die große Gefahr sind nun ausbrechende Seuchen.

Fritz: Ja, die Menschen drohen zu verdursten und trinken in der Verzweiflung das durch Kadaver verseuchte Wasser. Die internationale Hilfe kommt nur schleppend im Katastrophengebiet an und viele Krankenhäuser sind zerstört. (zac)

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