Anschlag in Kandahar

Afghanistan: Bruder von Karzai getötet

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Die Taliban haben sich zu dem Anschlag in der Provinz Kandahar bekannt.

Der immer wieder mit Drogen- und Waffenhandel und Korruption in Verbindung gebrachte Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, Ahmed Wali Karzai (50), ist am Dienstag ermordet worden. Die Taliban-Aufständischen bekannten sich umgehend zu dem Anschlag und erklärten, einer ihrer Kämpfer habe sich als Leibwächter eingeschlichen und den Vorsitzenden des Provinzrates von Kandahar in dessen Haus erschossen. Der Staatschef bestätigte den Tod seines Bruders. "So ist das Leben des afghanischen Volkes. Jeder von uns leidet, und wir hoffen, dieses Leid (...) beenden zu können", sagte er in Kabul auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy.

Hamid und Ahmed Wali Karzai sind eigentlich Halbbrüder. Sie haben denselben Vater, aber verschiedene Mütter. In der Öffentlichkeit sprach der Präsident stets von seinem jüngeren Bruder. Ihr Vater Abdul Ahad Karzai hatte insgesamt sieben Söhne. Der Stammesfürst des eine halbe Million Menschen zählenden Popalsai-Stammes war einst in der pakistanischen Stadt Quetta erschossen worden. Die Täter wurden nie gefasst.

Taliban-Sprecher Kari Youssif Ahmadi übernahm die Verantwortung für den Mord. Dies sei "einer der größten Erfolge" der Taliban seit dem Beginn ihrer Frühjahrsoffensive. Bereits in der Vergangenheit waren mehrfach Anschläge auf den einflussreichen Politiker verübt worden. Zuletzt hatte er im Mai 2009 einen Angriff der Taliban auf seinen Fahrzeugkonvoi überlebt.

Ahmed Wali Karzai galt als einer der mächtigsten Männer in Südafghanistan. Er war Vorsitzender des Provinzrates von Kandahar. Die Provinz ist eine Hochburg der radikalislamischen Taliban. Behauptungen seiner Kritiker, er stehe auf der Gehaltsliste des US-Geheimdienstes CIA, nannte er "lächerlich".

Nach dem sowjetischen Einmarsch 1979 hatte Ahmed Wali Karzai das Land verlassen und hatte sich mit einem großen Teil der Familie in den USA niedergelassen, wo sie Restaurants in San Francisco, Boston, Chicago und Baltimore betrieben. Er führte das Restaurant in Chicago, das 1992 schloss. Sein Aufstieg begann mit der Ernennung Hamid Karzais zum Chef einer Übergangsregierung nach dem Sturz des Taliban-Regimes durch die US-geführte Militärintervention 2001.

Frankreich hat unterdessen angekündigt, es werde bis Ende nächsten Jahres 1000 Soldaten aus Afghanistan abziehen. Das sei rund ein Viertel des französischen Kontingents, sagte Präsident Sarkozy am Dienstag bei einem Kurzbesuch auf einem Stützpunkt in der Nähe der Hauptstadt Kabul. Die USA starten in diesem Monat mit dem Abzug der ersten Soldaten und wollen bis zum Jahresende insgesamt 10.000 Soldaten zurückholen. Zahlreiche Anschläge mit vielen Toten zeigten am Wochenende erneut, wie angespannt die Sicherheitslage in dem Land weiter ist.

 

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