Amoklauf in Volksschule

Bluttat versetzt Ort in Schockzustand

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ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernebel berichtet aus Newtown.

Das Massaker an der Grundschule lässt den kleinen idyllischen Ort Newtown (US-Staat Connecticut) in Schock und Trauer erstarren. Ein ganz normaler Tag im Advent hätte der Freitag werden sollen. An den schmucken Holzhäusern im Neuenglandstil hängen die Leuchtgirlanden, der stattliche Weihnachtsbaum ist hell erleuchtet.

„Ich hörte plötzlich die Sirenen“, erzählt Laura Schreiner, ihr einjähriges Baby James hängt im Baby-Bjorn: „Dann erfuhr sie im TV über die Schießerei in der nahen Sandy-Hook-Grundschule: „Die Kolonne der Polizei- und Einsatzwagen riss stundenlang nicht ab“. Sie telefonierte hektisch mit Freuden, die Kinder in der Schule haben. Mehr kann sie nicht mehr sagen, Tränen kullern über die Wangen.

Sie umarmt ihr Kind. „Sie können diese Schule nur abreißen“, sagt sie schluchzend: „Kein Kind kann dort mehr unterrichtet werden“.

Die entsetzlichen Nachrichten erfuhren Angehörige der 20 toten Kinder in einem Feuerwehrhaus gut 300 Meter von der Todesschule entfernt. Sheriffs und Polizisten riegeln das Gebäude und das ganze Schulareal, wo Freitagabend noch die Leichen lagen, hermetisch ab: Darüber knattern Helikopter. Psychologisch geschulte Berater stehen den Angehörigen bei. Die zur Hilfe gerufene Krankenschwester Angela Falon erklärt BILD: „Man kann ihnen am Anfang nur zuhören, zuerst sind die meisten wie in Trance, es dauert lange, bis sie begreifen, erst dann kommt die Ohnmacht“.

Gedenkfeier
„Es gibt keine Worte, die diesen Tragödie beschreiben können“, senkt Dawn Ballard dem Kopf, an der Hand hält sie ihre Tochter. Sie ist am Weg zur kleinen „United Methodist  Church“, wo Stunden nach dem Massaker eine spontane Gedenkfeier stattfindet.

Nur wenige sind gekommen, die meisten haben sich nach dem Ansturm tausender Reporter der US- und Weltpresse in ihren Häusern verriegelt. Was erzählt sie ihrer Tochter? Hilfesuchend rollt sie die Augen nach oben. „Ich habe ihre gesagt, dass ein böser Mann was ganz schlimmes gemacht hat“. Die Kleine hält sich an ihrem Arme fest, will sich fast verstecken.

Kein Ort kann eine Tragödie dieser Dimension wegstecken, doch für dieses Dorf in den hügeligem Wäldern 130 Kilometer nordöstlich von New York entfernt, wo jeder jeden kennt, ist das Massaker vernichtend.   

„Ich habe den Präsidenten heute weinen gesehen, über den Ort, in dem ich lebe“, sagt Shannon Doherty beim Abmarsch der Trauerfeier: „So was kann einfach nicht passieren – nicht hier“. Er denkt nach: „Nicht irgendwo...“  Seine Kinder (10, 13) dürfen heute so viel Junk-Food essen wie sie wollen, Fernsehen auch, nur keine News. Seine Tochter fragte, die viele Kinder in der Schule kennt, fragte ihn: „Wer ist es? Wer? Bitte sag es mir...“ Er antwortete, dass niemand noch die Namen wisse. Aber er hat keine Ahnung, wie er es seinen Kindern beibringen wird.

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