Der Premier legte Steuererklärungen offen und kündigte eine Arbeitsgruppe an.
Nach den Enthüllungen der "Panama Papers" startet der unter Druck geratene britische Premierminister David Cameron eine Transparenzoffensive. Der Regierungschef veröffentlichte am Sonntag eine Zusammenfassung seiner Steuererklärungen der vergangenen sechs Jahre. Er kündigte zudem die Bildung einer Arbeitsgruppe an, die die Daten zu Briefkastenfirmen in Steueroasen analysieren soll.
"Keine gute Woche"
Beim Parteitag der Tories gestand Cameron am Samstag einen unglücklichen Umgang mit der Affäre ein. "Das war keine gute Woche", lautete Camerons Bilanz der vergangenen Tage. "Ich weiß, dass ich damit besser hätte umgehen müssen", gestand er bei dem Parteikongress in London ein. Weder sein Büro noch seine Berater könnten für die misslungene Reaktion auf die Enthüllungen der "Panama Papers" verantwortlich gemacht werden, sagte Cameron, sondern nur er selbst. Er habe seine Lektion gelernt.
Beteiligung an Briefkastenfirma
Cameron hatte am Donnerstag eine Beteiligung an der Briefkastenfirma seines verstorbenen Vaters eingeräumt. Der Investmentfonds auf den Bahamas war in den "Panama Papers"-Enthüllungen aufgetaucht. Cameron besaß zusammen mit seiner Frau vor seiner Zeit als Regierungschef Anteile im Wert von rund 30.000 Pfund (heute 37.160,91 Euro) am Blairmore Investment Trust. Er verkaufte alle Anteile aber vier Monate vor seinem Amtsantritt im Jahr 2010.
Am Sonntag erhielt die Öffentlichkeit Einblick in Camerons Steuererklärungen. Demnach zahlte er rund 76.000 Pfund Steuern auf Einkünfte in der Höhe von etwa 200.000 Pfund im Steuerjahr 2014/15.
Arbeitsgruppe
Der britische Premier kündigte zudem die Einsetzung einer Arbeitsgruppe an, die den Berichten eines internationalen Recherchenetzwerks zu der panamesischen Finanzkanzlei Mossack Fonseca auf den Grund gehen soll. So sollen Kunden identifiziert werden, die sich der Geldwäsche und Steuerflucht schuldig gemacht haben könnten.
Nach Angaben des britischen Finanzministeriums soll die Arbeitsgruppe mit einem Budget von zehn Millionen Pfund ausgestattet und von der britischen Finanzbehörde HMRC sowie der Behörde zur Verbrechensbekämpfung (NCA) angeführt werden. Großbritannien stehe damit an der Spitze des "internationalen Einsatzes zur Bekämpfung aggressiver Steuerflucht", erklärte Cameron.
Geld geschenkt
Wie britische Medien am Sonntag berichteten, geht aus den Steuererklärungen auch hervor, dass Cameron im Mai und Juli 2011 jeweils 100.000 Pfund von seiner Mutter geschenkt bekam. Nach dem Tod seines Vaters 2010 habe er bereits 300.000 Pfund steuerfrei geerbt.
Ein Sprecher des Premierministers sagte der Zeitung "The Guardian", dass Camerons Eltern "einige Jahre früher" das Haus der Familie an ihren ältesten Sohn, Alexander Cameron, überschrieben hätten, und dass die Schenkung von 2011 David Camerons Anteil sei. Cameron wird in der britischen Öffentlichkeit vor allem vorgeworfen, dass er - auch wenn er gegen kein Steuergesetz verstoßen hätte - seine wahren Vermögensverhältnisse nur scheibchenweise offenlege.