Experte klärt auf

Der irre Bluff des Kim Jong-Un

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Abtauchen des Diktators soll zu einer geschickten Strategie gehören.

Seit Wochen ist Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un von der Bildfläche verschwunden - angeblich liegt er wegen gebrochener Knöchel im Krankenhaus. Nicht wenige sehen die Macht Kims bröckeln, glauben gar, dass der Machthaber bereits gestürzt wurde. Der Wiener Nordkorea-Experte Rüdiger Frank widerspricht bei "Focus" diesen Gerüchten und sieht Kim weiterhin fest im Sattel.

Einzig würdiger Nachfolger
Laut Ostasienprofessor Rüdiger Frank leitet sich die politische Legitimation in Nordkorea von Staatsgründer Kim Il Sung, dem Großvater Kim Jong-Uns, ab. Dieser habe die Macht an seinen Sohn Kim Jong Il übertragen und der wiederum hat Kim Jong-Un als einzig würdigen Nachfolger eingesetzt.

Deswegen hält Frank es für unwahrscheinlich, dass Hwang Pyong So den Diktator stürzen könnte. Denn auch die Militärs und Funktionäre profitieren vom aktuellen System und haben kein Interesse es zu zerstören.

Nicht überbewerten
Auch dass Hwang bei seinem Südkorea-Besuch von zwei Bodyguards - wie sonst nur bei Kim Jong-Un üblich - begleitet wurde, will Frank nicht überbewerten. "Kim könnte damit auch Seoul signalisieren, dass er dem Süden misstraut. Es gibt Dutzende Interpretationsmöglichkeiten" so Frank gegenüber Focus.

Frank glaubt, dass die Absenz Kim Jong-Uns nur Teil einer gewieften PR-Strategie ist. Er gebe mehr Persönliches von sich Preis, um seine Beliebtheit zu steigern. "Wenn es sich um eine ernsthafte Erkrankung handeln würde, würde die Führung schweigen wie ein Grab", so Frank.

Sündenböcke
Außerdem will Kim die Regierungsverantwortung - zumindest nach außen - auf mehrere Schultern verteilen. Dadurch kann er, wenn etwas schiefgeht, einen Sündenbock zur Rechenschaft ziehen, so Frank.

VIDEO: Die Gerüchteküche brodelt, ob Nordkoreas Diktator Kim Jong Un bereits gestürzt wurde

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