Tragsiches Schicksal

Die traurige Geschichte hinter dem Erfinder des Fahrrads

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Vor 200 Jahren "Zeit nicht reif" für eine "Laufmaschine".

200 Jahre nach Erfindung des Fahrrads bezeichnete der Technikexperte Thomas Kosche den badischen Erfinder Karl Drais (1785-1851) als "verkanntes Genie". "Er machte mit der Laufmaschine eine epochale Erfindung - für die es aber keinen Markt gab und für die die Zeit nicht reif war", sagte der Fachmann vom Landesmuseum für Technik und Arbeit (Technoseum) in Mannheim.

Erfinder galt als Spinner
Die Menschen hatten 1817 demnach andere Sorgen. "Hinter ihnen lagen 20 Jahre Krieg. Der Getreidepreis stieg massiv an, viele Menschen litten Hunger. Sie konnten sich eine Laufmaschine auch nicht leisten", meinte Kosche. Viele Zeitgenossen hätten Drais wohl für einen Spinner gehalten.

Zudem sei Baden der technisch-industriellen Entwicklung in England und Frankreich hinterhergehinkt, und es gab keinen wirksamen Schutz einer Erfindung durch ein Patent. "Es entstanden viele Raubkopien. Drais selbst verkaufte wenige lizenzierte Exemplare", sagte Kosche.

Was genau den Tüftler zur Erfindung bewog, ist nicht belegt. "Er hat kein Schreiben mit seinem Motiv hinterlassen", schilderte der Experte. Drais habe aber relativ viel Zeit für Forschung gehabt, weil er bei vollen Bezügen vom Forstdienst befreit gewesen sei. "Er hatte damit Muße für Entwicklungen. Und er hatte mit muskelkraftbetriebenen vierrädrigen Fahrzeugen schon zuvor experimentiert", erklärte Kosche.

Die Theorie, dass die Folgen eines Vulkanausbruchs in Indonesien 1815 mit anschließender Klimakatastrophe die Erfindung vorangetrieben haben könnte, hielt der Experte für nicht belegt. "Der Ausbruch des Tambora hatte sicher verheerende Folgen. Aber, ob die Maschine wirklich ein Pferde-Ersatz sein sollte, ist strittig", so Kosche.

Erfinder durch und durch
Karl von Drais wurde 1785 als Sohn eines Hofrats in Karlsruhe geboren - seinen Adelstitel legte der bekennende Demokrat später kurzzeitig ab. Er arbeitete als badischer Forstmeister, schlug aber bald eine Erfinderlaufbahn ein. Er entwickelte unter anderem eine Schreibmaschine für Noten, eine Schnellschreibmaschine mit 16 Buchstaben und vierrädrige "Muskelkraftwagen". Seine "Laufmaschine", die später auch Draisine hieß, soll eine Alternative zu Pferdewagen gewesen sein. Er testete zudem damals schon bekannte, fußgetriebene Fahrzeuge auf Schienen. Auch sie wurden nach ihm benannt. Als Revolutionsanhänger verlor er später an Ansehen und starb verarmt 1851 in Karlsruhe.
 

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