Killer-Keim

EU-Minister beraten über EHEC

Teilen

Am Montag steht das Bakterium auf der Agenda der Gesundheitsminister.

Das Thema EHEC hat es kurzfristig auf die Agenda des EU-Gesundheitsministertreffens am Montag in Luxemburg geschafft. Wenn nötig will zudem EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos kurzfristig ein außerordentliches Treffen der Landwirtschaftsminister einberufen, um über Hilfen für Bauern zu beraten. Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (V) forderte eine rasche und lückenlose Aufklärung: "Ich könnte mir beispielsweise eine Sonderkommission auf EU-Ebene mit hochkarätigen Experten zur Ursachenklärung vorstellen."

Spitzentreffen in Deutschland
Kommende Woche gibt es in Deutschland ein Spitzentreffen: Der deutsche Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) wollen sich mit den Ministern der Länder beraten, wo inzwischen bei rund 2.500 Patienten eine EHEC-Infektion nachgewiesen ist oder vermutet wird. Zeit und Ort standen vorerst nicht fest. Inzwischen warteten die Behörden auf Befunde aus einem Lübecker Restaurant.

Bahr sagte in der "Bild am Sonntag", dass durch den aggressiven Darmkeim in manchen Krankenhäusern Engpässe entstanden sind. In der Krankenversorgung gebe es eine angespannte Lage. Fehlende Kapazitäten etwa in den Städten Hamburg und Bremen könnten durch freie Plätze in umliegenden Krankenhäusern ausgeglichen werden.

Neue Befunde am Montag
Bei der Suche nach dem aggressiven Bakterium, das schon 18 Menschen getötet hat, erwartet der Wirt des Lübecker Lokals am Montag noch ausstehenden Befunde. Joachim Berger erklärte, er habe Stuhlproben seiner Mitarbeiter, die in der Küche arbeiten, testen lassen. Dem ZDF hatte er erklärt, bei der Untersuchung seiner Gaststätte sei nichts gefunden worden. Offizielle Angaben etwa vom zuständigen Robert Koch-Institut gab es zunächst nicht.

Die "Lübecker Nachrichten" berichteten, es könnten sich bis zu 17 Patienten in Bergers Lokal angesteckt haben. Nach Informationen des ZDF handelt es sich um eine dänische Reisegruppe, eine Gewerkschaftsgruppe sowie eine Familie. Aus der Gewerkschaftsgruppe sei eine Frau gestorben, zwei seien schwer erkrankt. Der Wirt schloss nicht aus, dass er eine verseuchte Lieferung erhalten haben könnte. Seine Ware komme über Zwischenhändler vom Großhandel in Hamburg. Seinem Lieferanten vertraue er. "Er hat uns auch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung gegeben."

Nächster Akt im "Gurkenkrieg"?
Für die Hamburger Gesundheitsbehörden droht in den kommenden Tagen ein juristisches Nachspiel der Gurkenwarnung: Der erste spanische Obst- und Gemüsehändler will möglichst bald vor Gericht ziehen.

Die EU-Kommission kündigte an, bei der Suche nach dem EHEC-Ausbruchsort helfen zu wollen. EU-Gesundheitskommissar John Dalli bot an, EU-Experten nach Deutschland zu schicken. Außerdem soll eine EHEC-Internetplattform bis Montag auf die Beine gestellt werden, über die Behörden gezielt Informationen austauschen können. Unter anderem sollen zudem Hinweise auf Behandlungsformen vom RKI ins Englische übersetzt und den EU-Staaten bereitgestellt werden.

Deutschlandweit stieg die Zahl der EHEC-Infektionen am Wochenende weiter - allerdings etwas langsamer als zuvor, wie etwa die Behörden der schwer betroffenen Länder Hamburg und Niedersachsen mitteilten.

Mediziner: EHEC könnte aus Biogasanlagen kommen
Einige Veterinär- und Labormediziner halten eine Herkunft des tödlichen Erregers aus Biogasanlagen für möglich. In den Gär-Behältern entstünden Bakterien, die es zuvor noch nie gegeben habe, sagte Bernd Schottdorf, Gründer des mit 1.500 Mitarbeitern größten privaten europäischen Medizinlabors Schottdorf MVZ in Augsburg, der Zeitung "Welt am Sonntag". Diese noch nie dagewesene Mischung aus Krankheitserregern werde dann als Düngemittel auf die Äcker gebracht.

Während sich ein EHEC-Verdachtsfall in Südtirol nicht bestätigt hat, wurde am Freitag ein erster Fall in Wien registriert: Eine deutsche Touristin wurde im AKH behandelt, sie war bereits mit entsprechenden Symptomen nach Österreich eingereist. Ob sie an dem aggressiven oder dem harmloseren EHEC-Keim leidet, sollte bis Dienstag feststehen. Der Patientin ging es mittlerweile schon besser.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.