Sterne sind gewaltige Himmelskörper, die ein klares Ende haben: Sie explodieren, leuchten kurz extrem hell und erlöschen. Normalerweise passiert das nur einmal.
Doch nun haben Forscherinnen und Forscher etwas gesehen, das viele gängige Annahmen auf den Kopf stellt. Ein Stern hat nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals hintereinander explodiert – und das über einen ganzen Tag hinweg.
Unerwartete Beobachtung lässt Forscher rätseln
Ein internationales Team von Fachleuten hat mithilfe moderner Teleskope eine Reihe von Explosionen registriert. Diese fanden an derselben Stelle im All statt und erhielten die Katalognummer GRB 250702B. Normalerweise endet das Leben eines Sterns mit einer einmaligen gewaltigen Explosion. Bei diesem Stern war es anders: Er brachte es auf mindestens drei einzelne Ausbrüche. Die Daten stammen unter anderem vom Fermi-Weltraumteleskop der US-Raumfahrtbehörde Nasa sowie vom Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile (Ort: Südamerika).
Präzises Zeitmuster
Besonders spannend ist der Ablauf der Explosionen. Der dritte Ausbruch folgte nach einem exakten Vielfachen des Zeitabstands zwischen den ersten beiden. Fachleute vergleichen das mit einem Trommelschlag, der erst unregelmäßig klingt und dann plötzlich in einen klaren Rhythmus übergeht.
Sternenexplosionen, auch Supernovae genannt, sind gewaltige Ausbrüche, bei denen ein Stern am Ende seines Lebens plötzlich extrem hell aufleuchtet und große Mengen Energie sowie Materie ins All schleudert.
Dieses regelmäßige Muster deutet darauf hin, dass hier ein stabiles System am Werk ist – etwas, das mit einem einzelnen Kollaps nicht erklärt werden kann. Der Stern muss also beim ersten Mal nicht komplett zerstört worden sein.
Spurensuche mit dem Hubble-Teleskop
Das Hubble-Weltraumteleskop, ein Gemeinschaftsprojekt von Nasa und der Europäischen Weltraumorganisation ESA, lieferte weitere Details. Die Quelle des Phänomens liegt in einer Galaxie rund 3,3 Milliarden Lichtjahre entfernt. Auffällig: Der Ursprung liegt nicht im Zentrum der Galaxie, wo üblicherweise ein sehr großes Schwarzes Loch sitzt.
Eine mögliche Erklärung: Ein sogenanntes Gezeiten-Zerreißen. Dabei wird ein Stern, der einem Schwarzen Loch zu nahe kommt, durch dessen Anziehungskraft in Stücke gerissen. Besonders interessant ist der Hinweis, dass es sich hier um ein Schwarzes Loch mittlerer Größe handeln könnte. Solche Schwarzen Löcher sind bislang nur schwer nachzuweisen, spielen aber vermutlich eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Galaxien.
Noch viele offene Fragen
Eine andere Möglichkeit wäre, dass es sich um den Kollaps eines besonders ungewöhnlichen Sterns handelt. Sicher ist nur: Mit den bisherigen Theorien lässt sich das Geschehen nicht vollständig erklären. Ob es sich um neue Physik handelt oder einfach um einen sehr seltenen Sonderfall, bleibt offen. Klar ist aber, dass moderne Teleskope uns heute Einblicke ermöglichen, die früher unmöglich gewesen wären.