Eine Einheit der französischen Armee hat Gbagbo-Truppen angegriffen.
In dem westafrikanischen Bürgerkriegsland Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) hat die französische Armee erneut Truppen des abgewählten, aber an seinem Amt festhaltenden Präsidenten Laurent Gbagbo angegriffen und dabei mehrere Militärfahrzeuge zerstört. Die französische Einheit "Licorne" sei am Donnerstag zur Hilfe gerufen worden, nachdem Gbagbo-Anhänger die japanische Botschaft in Abidjan gestürmt hätten, hieß es. In der ivorischen Wirtschaftsmetropole dauerten unterdessen die Kämpfe nahe des Präsidentenpalastes an.
Gbagbo-Bunker wird belagert
Nach der gescheiterten Erstürmung des Bunkers von Gbagbo begannen die Truppen des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara mit der Belagerung des Geländes. Zuvor waren Vermittlungsgespräche unter Federführung der Vereinten Nationen und der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich gescheitert. Gbagbo lehnt einen Machtverzicht ab und betrachtet sich weiter als legitimes Staatsoberhaupt und Sieger der Präsidentenwahl vom November.
Frankreichs Verteidigungsminister Gérard Longuet stellte unterdessen klar, dass sein Land Ouattaras Soldaten, die durch schwere Massakervorwürfe in Misskredit geraten sind, bei deren Offensive gegen Gbagbo nicht aktiv unterstützen werde. Russland hat Frankreich der unzulässigen Einmischung in einen inneren Konflikt beschuldigt. Die französischen Soldaten und die UNO-Blauhelme seien zur Neutralität verpflichtet, erklärte das Außenministerium in Moskau am Donnerstag in einem Kommuniqué. Die Lösung der Machtfrage durch Gewalt unter solchen Bedingungen werde nicht eine Ära der Demokratie und Stabilität einleiten können. Außenminister Sergej Lawrow hatte bereits vor zwei Tagen eine diesbezügliche russische Demarche im UNO-Sicherheitsrat angekündigt. Russland ist ständiges Ratsmitglied mit Vetorecht.
Lage für Zivilbevölkerung dramatisch
Die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) haben vor einer dramatischen Verschlechterung der Lebensverhältnisse in Abidjan gewarnt. Die Krankenhäuser klagten, es gebe immer weniger Medikamente. Internationale Hilfsorganisationen sorgen sich in verstärktem Maße um die Kinder, die in den Wirren des Bürgerkriegs von ihren Familien getrennt wurden. Das Welternährungsprogramm (WFP) musste wegen der Unsicherheit seine Arbeit in Abidjan aussetzen.
Gbagbo wird von schwer bewaffneten Milizen geschützt, die die Angreifer am Mittwoch in stundenlangen Kämpfen auf Abstand halten konnten. Eine Gruppe bewaffneter Kämpfer griff die Residenz des japanischen Botschafters an. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Informationen aus dem Außenministerium meldete, brachte französisches Militär den Botschafter Yoshifumi Okamura mit einem Hubschrauber in Sicherheit. Mehrere ausländische Botschafter, unter ihnen der israelische, haben Frankreich nach Angaben der Regierung in Paris um Hilfe bei der Evakuierung ihrer Mitarbeiter gebeten. Viele Botschaften liegen im Regierungsviertels Plateau, wo sich die belagerte Residenz Gbagbos befindet.
Ouattara hatte die vorjährige Präsidentenwahl nach Feststellung der unabhängigen Wahlkommission mit 54,1 Prozent der Stimmen gewonnen. Das von Gbagbo-Gefolgsleuten dominierte Verfassungsgericht rief jedoch den bisherigen Amtsinhaber zum Sieger aus, nachdem rund eine halbe Million Stimmen mit der Begründung annulliert worden war, dass in den Hochburgen Ouattaras im überwiegend muslimischen Norden Anhänger Gbagbos an der Stimmabgabe gehindert worden seien. In den südlichen Landesteilen hatte Gbagbo die meisten Stimmen bekommen.