UNO-Tribunal

Freispruch für Ex-Premier Haradinaj

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Haradinaj wurde in dem zum Teil wiederholten Prozess freigesprochen.

Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien (ICTY) hat am heutigen Donnerstag den früheren kosovarischen Ministerpräsidenten Ramush Haradinaj (44) und zwei Mitangeklagte - Idriz Balaj und Lahi Brahimaj - in einem zum Teil wiederholten Prozess vom Vorwurf der Kriegsverbrechen freigesprochen. Die Vorwürfe wurden nach Meinung des zuständigen Tribunalssenates, der die sofortige Freilassung der Angeklagten anordnete, nicht bewiesen.

Den Angeklagten wurden in sechs Punkten - die erste Anklage hatte 37 Punkte - Folterungen und Morde an mindestens acht Gefangenen in einem Gefangenenlager der "Befreiungsarmee" (UCK) im westkosovarischen Dorf Jabllanica im Sommer 1998 zur Last gelegt. Unter den Opfern waren zwei Serben, die anderen waren Roma und Albaner.

Keine glaubwürdigen Beweise
Die Ankläger hätten keine glaubwürdigen Beweise dafür geliefert, dass Ramush Haradinaj von irgendwelchen Straftaten in Jabllanica gewusst habe, stellte der Tribunalssenat fest. Auch die Teilnahme der Angeklagten an einem gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben, das darauf abzielen sollte, die UCK-Kontrolle in der westkosovarischen Region Dukagjin zu sichern, sei von den Anklägern nicht durch direkte Beweise nachgewiesen worden.

Nach Meinung des Tribunalssenates wurden auch die Vorwürfe für die Misshandlung und den Mord von acht gefangen genommenen Personen nicht bewiesen. Der Tribunalsenat verwies darauf, dass einige Zeugen der Anklage in ihren Aussagen "unkonsequent und unzuverlässig" waren.

Haradinaj und Balaj, ein ehemaliger Befehlshaber einer UCK-Sondereinheit, waren bereits in einem ersten Gerichtsverfahren im Jahre 2008 von Kriegsverbrecher-Vorwürfen freigesprochen worden. Brahimaj, einstiger UCK-Angehöriger in Jabllanica, war damals zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Die Berufungsinstanz hatte im Juli 2010 die Haftstrafe für Brahimaj bestätigt und eine Teilwiederholung des Prozesses, eine erste vor dem UNO-Tribunal, angeordnet. Diese hatte im August 2011 begonnen.

Applaus in Prishtina

In Zentrum von Prishtina wurde der öffentlich übertragene Urteilsspruch mit einem Feuerwerk begrüßt. Mit Applaus reagierten im Saal des UNO-Tribunals auch Familienangehörige der Angeklagten.

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