Tränengas & Wasserwerfer

Gewaltorgien in der Türkei

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Jugend rebelliert gegen den Premier - Regierung bleibt hart, neue Demos. 

Am Ende der Schlacht glichen der Taksim-Platz, angrenzende Straßenzüge und der Gezi-Park im Zentrum Istanbuls Mittwochfrüh einem Schlachtfeld: leere Tränengaskartuschen, abgefackelte Autos, verbrannter Müll. Daneben erschöpfte Demonstranten, ihre T-Shirts und Jeans verdreckt, gelb von den Farbbomben.

Straßenschlacht in Istanbul

Dienstagnacht ging die Istanbuler Polizei mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Tränengasorgien auf dem Taksim-Platz gegen Tausende Demonstranten vor, die sich hier seit zwei Wochen festgekrallt und Protestcamps errichtet haben. Am Dienstag ordnete Premier Recep Erdogan die Räumung an.

Kanadische Journalisten von Polizei verhaftet
„Der Polizeiangriff kam ohne Vorwarnung“, erzählt Gerhard Gruber ÖSTERREICH. Der Fotograf aus Linz war mittendrin, als die Schlacht losging: „In Panik flüchteten die jungen Menschen“, erzählt er.

Gleichzeitig gingen Hunderte Vermummte auf die Polizeieinheiten los. Molotowcocktails flogen, Wut und Verzweiflung bestimmten die Schlacht. Dutzende wurden verletzt – auf beiden Seiten.

Mittwoch hatte sich die Lage kurzfristig wieder beruhigt. Und: Erdogan schien sogar einzulenken. Er erwog im Streit um das Bauprojekt im Gezi-Park die Istanbuler entscheiden zu lassen. Den Vorschlag für ein Referendum machte Erdogan bei einem Treffen mit Künstlern, Wissenschaftern und Publizisten vor laufenden Fernsehkameras. Allerdings wurden am gestrigen Abend auch zwei bekannte kanadische Journalisten verhaftet.

Gelöst hat Erdogans Gewaltorgie gar nichts: Ursprünglich hatten nur einige Hundert Umweltaktivisten im Zentrum Istanbuls gegen die Verbauung des Gezi-Parks demonstriert. Aus dem Kampf um Bäume wurde ein landesweiter Aufstand. Junge, Alte, Feministinnen gingen neben Kopftuchträgerinnen auf die Straße. Ihr Tenor: „Aus der Türkei darf kein islamischer Staat werden.“

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