Ungarn-Premier

Häme gegen Orbán nach Wahl-Schlappe

Politikwissenschaftler: Premier "setzte auf falsches Pferd"  

Die Niederlage des Rechtspopulisten George Simion bei den rumänischen Präsidentschaftswahlen hat in den Reihen der ungarischen Opposition für Häme gegenüber Regierungschef Viktor Orbán gesorgt. Dieser hatte in einer Rede kurz vor der Wahl Sympathie für den Rechtsnationalisten Simion bekundet, was insbesondere in der ungarischen Minderheit in Rumänien für Bestürzung sorgte. Diese lehnt Simion als "Ungarnhasser" ab.

"Der Orbán-Fluch" habe zugeschlagen, reagierte Péter Magyar, Chef von Ungarns größten Oppositionspartei "Respekt und Freiheit" (TISZA), am Montag auf Facebook. Der ungarische Premier habe mit seiner Unterstützung für Simion der ungarischen Volksgruppe in Rumänien "ins Gesicht gespuckt und sie verraten". Magyar, dessen Partei in Umfragen gegenüber Orbáns seit 2010 regierende Partei Fidesz führt, marschiert seit dem Wochenende mit zahlreichen Anhängern von Budapest in die 300 km entfernt liegende westrumänische Großstadt Oradea (deutsch: Großwardein, ungarisch: Nagyvárad), um seine Unterstützung für die ungarische Minderheit in Rumänien zu bekunden. Deren Angehörige haben zum Großteil auch Ungarns Staatsbürgerschaft und Wahlrecht.

"Orbán hat auf das falsche Pferd gesetzt"

"Orbán hat auf das falsche Pferd gesetzt", kommentierte der Politikwissenschaftler Attila Tibor Nagy auf Facebook. Es sei bemerkenswert, dass die ungarische Minderheit in Rumänien diesmal anderer Meinung war als Viktor Orbán und diesem nicht folgte. Obwohl Orbán nicht auf dem Wahlzettel der rumänischen Präsidentschaftswahl stand, so könne die Simion-Niederlage zugleich auch als die Niederlage von Orbán angesehen werden, schrieb der Analyst. Die ungarische Minderheit in Rumänien hatte bisher bei Wahlen in der überwältigenden Mehrzahl Orbáns Fidesz unterstützt.

Von Erleichterung nach der Simion-Niederlage schreibt Klara Dobrev, Europaabgeordnete der Oppositionspartei Demokratisches Forum (DK), auf Facebook. Rumänien werde in der Person von Nicușor Dan einen Präsidenten haben, der "Offenheit, Professionalität und Integrität repräsentiert". Im Gegensatz dazu verbreite der Orbán-Verbündete Simion eine "Politik der Spaltung und des Hasses", so Dobrev.

Rumänien habe gestern gezeigt, dass der Zusammenhalt einer Nation die rechtsextremistische, populistische Hass-Politik aufhalten kann, schrieb der Fraktionschef der liberalen Oppositionspartei Momentum, Dávid Bedő, auf Facebook. "Rumänien hat gestern erneut die Richtung nach Europa eingeschlagen. Nächstes Jahr (2026 finden in Ungarn Parlamentswahlen statt - Anm.) folgt Ungarn", schrieb Bedő.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten