Das Erbgut von vor 12.600 Jahren gestorbenem Buben wurde verglichen.
Der lange Streit um die Abstammung der Indianer, der Ureinwohner Amerikas, scheint gelöst: Ein Team von Wissenschaftern hat in einer umfangreichen Genom-Studie nachgewiesen, dass die heutigen Ureinwohner Amerikas direkt von asiatischen Einwanderern abstammen, die vor rund 15.000 Jahren auf den Kontinent kamen.
Sie widerlegten in ihrer im Fachmagazin "Nature" veröffentlichten Studie andere Theorien, denen zufolge die Ureinwohner auch von Europäern abstammen könnten. Die Forscher untersuchten das Erbgut eines Buben, der vor rund 12.600 Jahren als Kleinkind gestorben und im heutigen US-Staat Montana begraben worden war. Erst 1968 war das älteste Skelett Nordamerikas bei Bauarbeiten gefunden worden.
Der Bub war Mitglied der sogenannten Clovis-Kultur, die vor rund 13.000 bis 12.600 Jahren in Nordamerika lebte und für ihre Waffen und Werkzeuge bekannt ist. Lange gab es einen Streit um die Vorfahren der Kultur, manche glaubten, diese seien über die Beringstraße aus Ostasien gekommen, andere verwiesen auf über den Atlantik gekommene, südwesteuropäische Einwanderer.
Genanalysen zeigten nun, dass das Erbgut des zwölf bis 18 Monate alten Buben am engsten mit dem aller heutigen Ureinwohner Amerikas verwandt ist. Darüber hinaus war sein Erbgut den Menschen in Sibirien ähnlicher als anderen Eurasiern oder irgendwelchen anderen Menschen weltweit.
Nach Angaben von Studien-Ko-Autor Eske Willerslev, Genforscher am Naturkundemuseum Dänemarks, war die Familie des Buben "direkter Vorfahr für so viele Völker in Amerika". Es sei erstaunlich: Zwar gebe es keine genetischen Daten für alle Stämme in Amerika, aber nach einer groben Schätzung würden rund 80 Prozent aller Ureinwohner Amerikas von ihr abstammen. "Es ist fast wie ein fehlendes Bindeglied."