In Hurghada

Krieg in Ägypten: 2.500 Österreicher relaxen

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Ägypten ist außer Kontrolle, doch das stört die Urlauber nicht – ein Lokalaugenschein.

Charterflüge gestrichen, Reisewarnungen, Österreich bereitet sich sogar schon auf Evakuierungen von Touristen aus Ägypten vor. „Das ist schlimme Panikmache“, faucht Tamara Sokol (24), angehende Volksschullehrerin aus Hollabrunn in Niederösterreich: „Gäbe es kein TV und Internet, ich wüsste gar nicht, dass es Probleme gibt im Land.“ Tamara hat ein kleines Appartement in Hurghada gemietet. Für 200 Euro im Monat. Direkt am Traumstrand. Seit 1. August ist sie mit ihrer Mutter Sabine (45) und Schwester Nina (16) im Land. Die drei Frauen kennen die Region: „Wir waren schon 18 Mal hier“, sagt Sabine Sokol: „Nie hat es Probleme gegeben, auch jetzt nicht.“

Wiener fordert: "Hebt die Reisewarnung auf!"
Todesstoß. Alex Fuchs (43), Gästebetreuerin im Grand Resort Hotel, dem ersten Haus am Platz, sieht es genauso: „Eine kleine Demo hat es bisher gegeben, das war’s.“ Dennoch bleiben die Gäste aus: „Wir hatten vor einer Woche noch 1.200 Touristen im Haus, jetzt sind es nur noch 400.“ Geht das noch länger weiter, wäre das der Todesstoß für die Region: „Hur­ghada lebt zu 99 % vom Tourismus. Bleiben die Gäste aus, kippt alles.“

Schon jetzt ist das Ausmaß dramatisch: Mehr als 400 Hotels gibt es entlang des 60 Kilometer langen, weißen Sandstrandes. In der Sheraton-Straße, dem Zentrum Hurghadas, reiht sich ein Geschäft an das andere. Normalerweise schieben sich die Touristen durch die Einkaufsstraße. Jetzt wimmert nur dumpfer Beat aus den oft gähnend leeren Lokalen. In den Beach-Clubs ein ähnliches Bild. Wo sonst Liegestühle in Dreierreihen stehen, ist jetzt jede zweite Liege leer: „Die Reisewarnungen müssten dringend aufgehoben werden“, fordert Roman Obrecht, ein Wiener, der seit fünf Jahre in Hurghada lebt: „Alles ist ruhig, zu ruhig.“ Via Facebook hat er eine Petition für Hur­ghada ins Leben gerufen: „Freunde Ägyptens können darauf gegen die Reisewarnung stimmen.“

Nervige SMS
Verstärkt Militär oder Polizei ist in der Stadt keine zu sehen. Nur manchmal patrouillieren Soldaten auf Panzerwagen. Die Menschen jubeln ihnen zu: „Wir lassen uns nicht verrückt machen“, sagt Wilfried Haslwanter (45), Postbeamter aus Seefeld. Er urlaubt mit Ehefrau Erna und Sohn Eric, ein 15-jähriger Gymnasiast, im Grand Resort: „Es gibt keine Engpässe, das Essen ist hervorragend.“

"Besorgte Anrufe aus der Heimat stören nur"

Nervig bezeichnen alle bloß die SMS und E-Mails, die sie aus der Heimat kriegen: „Hier braucht sich keiner zu fürchten“, sagen die Hurghada-Urlauber.

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