Nach Erdbeben

Kritik an China: Tibeter festgenommen

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Die Opferzahl durch die Erdstöße stieg derweil auf 2.200.

Wegen Kritik am staatlichen Krisenmanagement nach dem Erdbeben im Nordwesten Chinas ist ein führender tibetischer Autor festgenommen worden. Tagyal, der unter dem Künstlernamen Zhogs Dung schreibe, sei bereits am Freitag an seinem Arbeitsplatz in der nordwestlichen Stadt Xining festgenommen worden, meldeten mehrere Internetseiten über tibetische Kultur am Montag. Am Samstag habe die Polizei Computer aus seiner Wohnung geholt und Tagyals Ehefrau den Haftbefehl gezeigt.

Rettungsmaßnahmen bemängelt
Laut der Website High Peaks Pure Earth wurde Zhogs Dung festgenommen, nachdem er einen Brief von tibetischen Intellektuellen unterschieben hatte, die zu Spenden für die Opfer des Erdbebens vom 14. April aufriefen. In dem offenen Brief seien einige der staatlichen Hilfs- und Rettungsmaßnahmen bemängelt sowie Einschränkungen für individuelle Hilfsaktionen kritisiert worden.

Zhogs Dung, der vermutlich Mitte 40 ist, gilt als einer der führenden tibetischen Intellektuellen, arbeitet aber für ein staatliches chinesisches Verlagshaus und wurde lange Zeit mit der regierenden Kommunistischen Partei in Verbindung gebracht.

Chaotische Verhältnisse
Knapp zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben ist die Zahl der Toten auf 2.220 gestiegen. Unter den Trümmern wurden am Montag noch 70 Menschen vermisst, berichtete das Einsatzzentrum in der Präfektur Yushu nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Rund 60.000 Zelte sind in dem abgelegenen Katastrophengebiet im tibetischen Hochland eingetroffen, wo die Überlebenden nach dem Beben anfangs bei eisigen Temperaturen im Freien übernachten mussten.

Seit Mitte vergangener Woche behindern Schneefälle und Sandstürme die Hilfe für die Zehntausenden Obdachlosen. Alle sechs täglich geplanten Flüge nach Yushu mussten am Sonntag abgesagt werden. Die Überlebenden brauchen warme Mäntel, Essen, Trinkwasser und Kohle. Mehr als 12.000 Menschen sind an der Hilfsaktion beteiligt, berichtete die Staatsagentur. Das Erdbeben hatte eine Stärke von 7,1. Mehr als 12.000 Menschen wurden verletzt.

Am Montag bebte erneut die Erde in Asien. Ein Beben der Stärke 6,6 vor der Ostküste Taiwans war auf der Insel deutlich zu spüren. Es gab aber keine Berichte über Schäden oder Opfer.

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