Libanon

Bombenanschlag in Beirut: 20 Tote

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Sunnitische Islamisten bekannten sich zu Anschlag in Hisbollah-Hochburg.

Im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut sind bei einer Explosion am Donnerstag mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Eine Autobombe sei detoniert, teilte die Armee mit. Laut einem Sprecher des Roten Kreuzes wurden 120 Menschen verletzt, laut Nachrichtenagentur LNNA gar 212. Die Explosion habe sich in der Nähe eines Gebäudekomplexes ereignet, der von der schiitischen Hisbollah genutzt werde, sagten Augenzeugen.

Viele umliegende Häuser seien beschädigt, rund 100 Autos zerstört worden. Augenzeugen sahen Flammen und eine große schwarze Rauchwolke, die über dem betroffenen Viertel aufstieg. In einem Gebäude seien Menschen eingeschlossen worden.

In einer Video-Botschaft bekannte sich eine Sunniten-Gruppe mit dem Namen "Brigaden von Aisha" zu dem Anschlag. Das Netzwerk drohte mit weiteren Attentaten auf die Hisbollah. Aisha ist der Name einer der Frauen des Propheten Mohammed. Der Anschlag sei die zweite Botschaft an Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, sagte ein Maskierter in einem Youtube-Video. Neben ihm standen zwei Bewaffnete. Der Sprecher kündigte weitere Anschläge an und rief die Libanesen auf, sich von Hisbollah-Hochburgen fernzuhalten. Nasrallah wurde als israelischer und iranischer Agent bezeichnet.

Aus Militärkreisen hieß es, das Fahrzeug sei mit mindestens 60 Kilogramm Sprengstoff beladen gewesen. Die Hisbollah sperrte die Straßen rund um den Ort der Explosion ab. Aus Kreisen der Gruppe verlautete, es könnte sich auch um einen Selbstmordattentäter gehandelt haben, da Körperteile nahe des Wagens gefunden worden seien. Umliegende Krankenhäuser riefen zu Blutspenden auf.

Der schiitische Süden Beiruts wird von der Hisbollah kontrolliert. Der Libanon wird immer mehr in den Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien hineingezogen. Die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten in der ohnehin konfessionell zersplitterten libanesischen Gesellschaft wachsen. Der Anschlag ist der dritte heuer im Süden von Beirut. Bei einer Explosion Anfang Juli waren 53 Menschen verletzt worden. Im Mai waren zwei Raketen in der Gegend eingeschlagen.

Der Libanon, der noch immer unter den Folgen des Bürgerkriegs von 1975 bis 1990 leidet, wird im Zuge des syrischen Konfliktes immer mehr zerrissen. So kämpft die schiitische Hisbollah-Miliz an der Seite der Soldaten des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und hat ihm zu wichtigen Erfolgen über die überwiegend sunnitischen Rebellen verholfen. Assad selbst gehört den Alawiten an, die aus den Schiiten hervorgegangen sind. Zudem hat der Libanon mehr als eine halbe Million Syrer aufgenommen, die vor dem Bürgerkrieg aus ihrem Land geflohen sind. Viele Libanesen lehnen die Beteiligung der Hisbollah am Bürgerkrieg in Syrien ab.



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