Christian B. soll nicht nur bereits 17 Straftaten begangen, sondern auch bereits seine Jugendfreundin brutal verprügelt haben.
Im Fall des vor 13 Jahren verschwundenen britischen Mädchens Madeleine "Maddie" McCann verdichten sich die Indizien gegen den 43-jährigen Deutschen Christian B. Seit Mitte voriger Woche sind beim deutschen Bundeskriminalamt (BKA) Hunderte neue Hinweise eingegangen. Das sagte der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, Hans Christian Wolters, am Montag. Die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" vergangenen Mittwoch habe die erwartete große Resonanz gefunden.
Ex-Freundin soll befragt werden
Die Hinweise würden nun abgearbeitet. "Erfahrungsgemäß wird die Auswertung dieser Hinweise zumindest mehrere Wochen, wenn nicht Monate in Anspruch nehmen." Die damals dreijährige Maddie war am 3. Mai 2007 aus einer Apartmentanlage im portugiesischen Ferienort Praia da Luz verschwunden. Die Ermittler vermuten inzwischen, dass ein 43-jähriger Deutscher das Kind entführt und umgebracht hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den in Kiel hinter Gitter sitzenden Mann wegen Mordverdachts. Er befindet sich wegen einer anderen Sache in Strafhaft.
Unterdessen werden auch immer weitere Details über das Leben des Verdächtigen bekannt. Christian B. soll nicht nur bereits 17 Straftaten begangen, sondern auch bereits seine Jugendfreundin brutal verprügelt haben. Christian B. soll als Teenager in Deutschland mit Nakscije M. liiert gewesen sein und diese „grün und blau“ geschlagen haben. Die Polizei erwartet sich nun von ihr wichtige Hinweise auf das Verschwinden von Madeleine McCann erhalten zu können.
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Chronologie im Vermisstenfall "Maddie
"Hinweise, dass Madie tot ist"
Gegenüber „Sky News“ sagte Wolters, dass man Beweise habe, dass Maddie tot sei. „Alle Anzeichen, die wir haben, weisen in diese Richtung. Wir haben aber nicht genügend Beweise dafür, dass wir einen Haftbefehl gegen unseren Verdächtigen in Deutschland wegen Mordes an Madeleine McCann ausstellen können“, so der Staatsanwalt weiter. „Deshalb brauchen wir mehr Informationen und Zeugenaussagen.“
Ermittlungen auch in Belgien
Nach der Wende im Fall Maddie will die belgische Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zum Mord an einer deutschen Jugendlichen vor fast 25 Jahren wieder aufnehmen. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Brügge am Montag. Es geht um den Mord an der damals 16 Jahre alten Urlauberin Carola Titze. Sie hatte 1996 mit ihren Eltern Urlaub an der belgischen Nordseeküste gemacht, ihre Leiche wurde nur 200 Meter von der Feriensiedlung entfernt entdeckt. Die Ermittlungen zu dem Fall waren 2016 eingestellt worden.
Im Fall eines damals sechsjährigen Buben aus Elsdorf bei Köln, der 1996 in Portugal verschwunden war, sieht die Polizei indes keine Verbindung zum Fall Maddie. Der Vater hatte sich laut Polizei an das Bundeskriminalamt (BKA) gewandt. Das Kriminalkommissariat 11 habe jedoch "keine neuen Hinweise oder Ansätze" für das Verschwinden des Buben gefunden, "so leid uns das tut", sagte eine Sprecherin am Montag.
Die britische Polizei hatte am Sonntag mitgeteilt, dass etwa 400 neue Hinweise im Fall Maddie telefonisch oder per E-Mail eingegangen seien. Anders als die deutschen Ermittler geht Scotland Yard auch nach 13 Jahren weiter von einem Vermisstenfall aus. "Es gibt keinen endgültigen Beweis, dass Madeleine noch lebt oder tot ist", so ein Polizeisprecher in London.