Zehn Verletzte

Messerattacke in englischem Zug: Kein Hinweis auf Terror

Bei einem Messerangriff in einem Zug in England sind zehn Menschen verletzt worden - neun davon schwebten am Sonntagmorgen nach Angaben der Bahnpolizei noch in Lebensgefahr 

Die Polizei vermeldete zwei Festnahmen und zog Anti-Terror-Ermittler hinzu. Derzeit gibt es aber keine Hinweise auf einen möglichen Terrorangriff, teilte Superintendent John Loveless von der British Transport Police in Huntingdon mit.
 

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 "Rennt, rennt weg! Da ist ein Typ, der sticht auf alle ein!", schrien Fahrgäste in dem Zug laut dem Bericht des Reisenden Olly Foster. Er habe zunächst an einen Halloween-Scherz gedacht, sagte er der BBC. Doch dann seien verschreckte Passagiere in seinen Waggon gerannt gekommen, überall sei Blut gewesen.
 

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Er habe auch einen Fahrgast gesehen, der versuchte, ein kleines Mädchen vor dem Angreifer zu schützen, berichtete Foster weiter. Der ganze Vorfall habe nur einige Minuten gedauert - "Es hat sich aber angefühlt wie ewig."

Angriff auf stark frequentierter Zugstrecke

Dutzende Rettungsfahrzeuge waren an dem Bahnhof von Huntingdon vor Ort. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP sah, wie Menschen in Rettungsdecken weggeführt wurden. Ermittler in weißen Schutzanzügen waren die ganze Nacht im Einsatz. Wegen des Angriffs stellte der Bahnbetreiber London North Eastern Railway (LNER) den Betrieb auf seinem gesamten Streckennetz vorerst ein.

 

"Wir führen derzeit intensive Ermittlungen durch, um den Hergang des Vorfalls zu klären", erklärte der Präsident der Bahnpolizei, Chris Casey. Er rief zugleich die Bevölkerung dazu auf, nicht über die Ursachen des Vorfalls zu spekulieren. "Es kann einige Zeit dauern, bis wir etwas bestätigen können."
 

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Premierminister: "zutiefst beunruhigender Vorfall" 

Der britische Premierminister Keir Starmer sprach von einem "entsetzlichen" und "zutiefst beunruhigenden" Vorfall. "Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen und mein Dank gilt den Rettungsdiensten für ihren Einsatz", erklärte er im Onlinedienst X. Nach Regierungsangaben hat die Messergewalt in England und Wales seit 2011 stetig zugenommen. Starmer sprach in diesem Zusammenhang bereits von einer "nationalen Krise".
 

 

Die Karte zeigt den Ort einer Messerattacke in einem Zug in England. Huntingdon ist als Tatort hervorgehoben. Weitere Städte wie London, Liverpool, Leeds und Birmingham sind zur Orientierung markiert. Quelle: APA.

 

 

Im Rahmen der Bemühungen der Labour-Regierung, die Messerkriminalität binnen zehn Jahren zu halbieren, wurden in England und Wales nach jüngsten Angaben des Innenministeriums fast 60.000 Messer "beschlagnahmt oder abgegeben". Das Tragen eines Messers in der Öffentlichkeit kann mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Zahl der tödlichen Messerangriffe ging nach Angaben der Regierung im vergangenen Jahr um 18 Prozent zurück.

Anfang Oktober hatte ein mit einem Messer bewaffneter Angreifer vor einer Synagoge in Manchester einen Mann getötet. Ein weiterer Mann wurde durch einen fehlgeleiteten Schuss der Polizei getötet. Die britischen Behörden stuften den Angriff als "terroristisch" ein.

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