"Du bist mein Sohn"

Nach Terrorangriff: Bischof vergibt Täter

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"Ich sage zu ihm: Du bist mein Sohn, ich liebe dich und ich werde immer für dich beten"

Nach dem Messerangriff auf einen Geistlichen in Sydney und anschließenden Ausschreitungen vor der Kirche hat die Polizei die Bevölkerung zur Mithilfe bei der Suche nach den Krawallmachern aufgefordert. "Je früher sie identifiziert und vor Gericht gebracht werden, desto schneller kann gegen sie vorgegangen werden", zitierte der australische Sender ABC am Donnerstag Polizeichefin Karen Webb.

Eine beteiligte Person habe etwa eine sehr markante Tätowierung auf dem Oberkörper, habe aber während der Unruhen "feige das eigene Gesicht vermummt". Mehr als 50 Polizisten seien am Montagabend bei dem Versuch verletzt worden, den wütenden Mob wieder unter Kontrolle zu bringen, sagte Webb weiter.

Der 16-jährige Angreifer, der kurz zuvor im westlichen Vorort Wakeley während einer Messe den Bischof der assyrischen Gemeinde mit einem Messer attackiert hatte, werde weiterhin im Krankenhaus behandelt. Noch hätten die Ermittler nicht mit ihm sprechen können. Als mögliches Tatmotiv hatten sie aber bereits "religiös motivierten Extremismus" genannt.

Bischof vergibt Täter

Der Bischof befindet sich unterdessen laut eigenen Angaben wieder auf dem Weg der Besserung. "Ich erhole mich sehr schnell. Es gibt keinen Grund, besorgt oder beunruhigt zu sein", sagte Mar Mari Emmanuel in einer am Donnerstag veröffentlichten Audiobotschaft. Außerdem vergab er dem Täter. "Ich sage zu ihm: Du bist mein Sohn, ich liebe dich und ich werde immer für dich beten. Wer auch immer dich geschickt hat, um das zu tun, dem vergebe ich ebenfalls."

Die Tat war live im Internet zu sehen, weil der Gottesdienst per Stream übertragen wurde. Der Bischof und mindestens ein Priester wurden nach der Tat operiert und überlebten der Polizei zufolge nur durch Glück. Dem jugendlichen Angreifer soll mindestens ein Finger abgeschnitten worden sein - wie es genau dazu kam, ist noch unklar.

Nach dem Angriff kam es zu chaotischen Szenen vor der Kirche, wo sich neben Rettungskräften und Polizisten binnen kurzer Zeit eine Menge aus hunderten wütenden Menschen einfand. Die Situation eskalierte, es kam zu Ausschreitungen. Selbst Sanitäter mussten sich über Stunden in der Kirche verschanzen, weil sie von der Menschenmenge bedroht wurden. Laut Webb waren die Randalierer aber teilweise gar keine Gemeindemitglieder, sondern nur deshalb zu der Kirche geeilt, um Krawall zu machen. "Das ist eine Schande und abscheulich", sagte die Polizeichefin.

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