Der zypriotische Präsident Nikós Christodoulídis will den jahrzehntelangen Stillstand im Konflikt mit der Türkei durch eine NATO-Annäherung seines Landes beenden.
Im Interview mit "Politico" schlug Christodoulidis ein "Schritt-für-Schritt"-Modell vor, nach dem die politisch geteilte Mittelmeerinsel zunächst der Partnerschaft für den Frieden (PfP) des Verteidigungsbündnis beitreten sollte, als Vorstufe zu einer Vollmitgliedschaft.
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Bei einem NATO-Beitritt Zyperns wären innerhalb der Europäischen Union nur noch Österreich, Irland und Malta neutral. Infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hatten sich die nordischen Länder Schweden und Finnland der NATO angeschlossen. Das NATO-Mitglied Türkei hält den Nordteil Zyperns seit dem Jahr 1974 besetzt. Nach einem politischen Wechsel in der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern gibt es neue Hoffnung für eine Wiedervereinigung der Insel, die völkerrechtlich zur Gänze der Europäischen Union angehört.
Gespräche mit Rutte und Merz
Im Gegenzug für eine NATO-Integration soll die griechisch-zypriotische Insel die Blockade der EU-Annäherung der Türkei beenden. Diesbezüglich gab es jüngst Signale aus Deutschland, die seit Jahren auf Eis liegenden Beitrittsgespräche mit Ankara wieder aufnehmen zu wollen.
Christodoulídis bezeichnete den NATO-Beitritt Zyperns als "natürliche Entwicklung", die bisher aus politischen Gründen nicht zustande gekommen sei - vor allem aufgrund der wechselseitigen Blockaden. Er habe seinen Vorschlag bereits mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte und dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz besprochen. Zypern übernimmt im ersten Halbjahr 2026 den EU-Ratsvorsitz und spielt damit auch eine Schlüsselrolle im EU-Beitrittsprozess.
Unklar bleibt freilich, wie eine Lösung des Zypern-Konflikts aussehen könnte. Mehrere Anläufe sind gescheitert, und beide Seiten haben sich in den vergangenen Jahren einzementiert.