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Konklave-Wende: ER ist jetzt der neue Favorit

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Vatikan-Insider: Bisheriger Favorit hat sich selbst ins Aus geschossen. 

Der alte Papst ist nun Geschichte. Ein einfaches Grab in der Marienkirche Santa Maria Maggiore, darauf nur sein Name in Latein: Franciscus. Jetzt geht es darum, wer der Nachfolger wird. Noch gibt es nicht einmal einen Termin, wann das Konklave zur Wahl des 267. Pontifex beginnt (auch wenn viele mit dem 5. oder 6. Mai rechnen) - Namen werden aber bereits ausgiebig gehandelt.

Die Entscheidung wird auf eine äußerst altmodische Weise fallen, die die Welt bis heute fasziniert: In der Sixtinischen Kapelle sitzen alle Kardinäle unter 80 Jahren so lange eingeschlossen zusammen (auf Latein: cum clave, mit dem Schlüssel), bis einer von ihnen zwei Drittel der Stimmen bekommt. Dann steigt aus einem Kamin weißer Rauch auf.

Der Kampf um den wichtigsten irdischen Posten der katholischen Christenheit hat natürlich längst begonnen. So gut wie alle 135 wahlberechtigten Kardinäle sind bereits in Rom. Im Kirchenstaat mit seinen nur 0,44 Quadratkilometern und den vielen Seitengassen rundum wird jetzt genetzwerkt. Die nächsten Tage könnten vorentscheidend sein.

Viele der Kardinäle wählen erstmals einen Papst

Die Wahl gilt als so offen wie seit Jahrzehnten nicht mehr - auch, weil das Konklave international ist wie nie. Zudem ist die große Mehrheit der Kardinäle zum ersten Mal dabei. Mehr als 100 wurden in den letzten zwölf Jahren von Franziskus ernannt. Er berief gern Kirchenmänner aus Ländern wie Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste), Osttimor oder der Mongolei. Aus Europa kommen nur noch 53.

Einen Favoriten gibt es trotzdem: den Italiener Pietro Parolin, die bisherige Nummer Zwei des Vatikans. Mit 70 Jahren hätte er ein gutes Alter: Die Männer in den roten Gewändern suchen sich ungern jemanden aus, der sehr lange bleiben kann.

"Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus"

Parolin gilt als ausgezeichneter Diplomat und Manager. Das würde für ihn sprechen, wenn sich das mittlere von drei derzeit viel diskutierten Szenarien durchsetzt: dass jemand gebraucht wird, der wieder Ruhe in die Kirche bringt. Zudem gibt es die These, dass nach fast einem halben Jahrhundert mit Päpsten aus Polen, Deutschland und Argentinien doch wieder einmal ein Italiener an die Reihe kommen könnte.

Pietro Parolin (70)

Pietro Parolin (70)

© Getty Images

Die beiden anderen Szenarien: Wenn die Kardinäle weiter auf Reformen setzen, kommt eine Art Franziskus II. ins Amt. Oder das Gegenteil: ein Konservativer. Dafür gibt es, wie für so vieles, in Rom ein Sprichwort: "Auf einen dicken Papst folgt ein dünner". Aber noch wichtiger ist ein anderer alter Spruch: "Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus."

Neuer Favorit

Neben Parolin wurde von vielen Experten vor allem Pierbattista Pizzaballa genannt. Der Patriarch von Jerusalem leitet eine der schwierigsten Diözesen der Welt: Im Heiligen Land stehen die Christen zwischen den Fronten. Als Brückenbauer hat er also Erfahrung. Pizzaballa kommt aus dem Franziskanerorden. Mit 60 ist er unter den "Papabile" einer der Jüngsten.

Pierbattista Pizzaballa
© Getty Images
× Pierbattista Pizzaballa

Für Vatikan-Experte Andreas Englisch hat sich Pizzaballa mit seinem Auftreten aber selbst aus dem Rennen genommen. „Pizzaballa hatte ich für einen möglichen Nachfolger gehalten, aber das hat sich in den letzten Tagen ziemlich gedreht“, so der Insider bei IPPEN.MEDIA.

Jean-Marc Aveline
© Getty
× Jean-Marc Aveline

Für Englisch hat nun ein Franzose die besten Chancen. „Heute würde ich auf Jean-Marc Aveline tippen, weil er sich verbal zurückgehalten hat. Pizzaballa war zu offensiv.“ Der Erzbischof von Marseille gilt als volksnah - ein Charakterzug, den er mit dem verstorbenen Papst teilt. Auch sonst gilt der Franzose als jemand, der in Stil und Politik viel mit Jorge Mario Bergoglio gemeinsam hat. Manche nennen ihn gar einen "Super-Bergoglianer". Der 66-Jährige stünde dafür, dass das Vermächtnis des toten Pontifex fortgesetzt wird.

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