Österreicher-Geisel in Ukraine

"So erlebte ich die Entführung"

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Aufständische verschleppten elf OSZE-Beobachter. Wie Österreicher und andere freikamen.

Donezk. „Die Entführer waren schwer bewaffnet, die Lage war sehr angespannt“, sagt Mario S. (Name geändert).

Der Kärntner, Mitte 40 und seit Mai OSZE-Beobachter in der Ukraine, war eine von elf Geiseln, die am Mittwoch von prorussischen Separatisten entführt wurden. Acht Stunden lang war er in ihrer Gefangenschaft, erst abends kam der ehemalige UN-Soldat nach Interventionen frei. Das Protokoll des Thrillers:

  • 12.10 Uhr: Konvoi startet. Mario S. und zehn andere Beobachter fahren mit Autos von Donezk nach Dnipropetrowsk. Sie sind Teil der Special Monitoring Mission (SMM) der OSZE, sollen die Lage in der Ukraine beobachten.
  • 12.15 Uhr: Letzter Kontakt. Die Gruppe nähert sich einem Checkpoint. Wie vereinbart, wird das der OSZE gemeldet.
  • 12.30 Uhr: Die Entführung. Schwer bewaffnete Separatisten stoppen den Konvoi. Die Beobachter werden in ein Minenareal bei Marinka verschleppt. Der Kontakt zur OSZE reißt ab. Mario S.: „Sie waren aggressiv, die Lage drohte zu eskalieren.“
  • 12.32: Krisen­sitzung in Wien: Außenminister Sebastian Kurz reagiert rasch: Krisensitzung in Wien und Kiew.
  • 15 Uhr: Hilfe auf Hochtouren. Kurz telefoniert mit OSZE-Chef Didier Burkhalter und dem ukrainischen Außenminister Andrej Deschtschiza, aber: Vorerst fehlt von den Geiseln noch jede Spur.
  • 16 Uhr: Geisel gibt Auskunft. Erste Entwarnung: Die OSZE telefoniert mit einer Geisel: „Wir sind alle am Leben.“
  • 17 Uhr: Leichte Entspannung. „Die Lage wurde etwas besser. Sie gaben uns Essen. Wir alle sprechen Russisch, das hat geholfen“, erzählt Mario S. später. „Das Gesprächsklima wurde dadurch besser.“
  • 19 Uhr: Separatisten lenken ein. Der Chef der Entführer entscheidet: Die Geiseln kommen frei. Sie dürfen den Weg nach Donezk antreten.
  • 21 Uhr: Telefonat mit Mario S. Endgültige Entwarnung: Mario S. berichtet dem Außenamt am Telefon: „Ich bin wohlauf, es geht mir gut.“
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