Friedensgespräche aufgekündigt

Russland: Jetzt flammt auch Konflikt mit Japan wieder auf

Teilen

Moskau wirft Tokio "offen feindselige Position" vor  und kündigt Friedensgespräche auf 

Japan hat gegen Russlands Aufkündigung der jahrelangen Verhandlungen im Territorialstreit um die Pazifik-Inselgruppe der Südkurilen protestiert. "Russlands Verhalten ist in höchstem Grade unberechtigt und völlig inakzeptabel. Wir protestieren vehement", sagte der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida am Dienstag. Das Außenministerium in Moskau hatte den Schritt am Vortag als Reaktion auf "unfreundliche Schritte" bezeichnet.

Japan hat sich den Sanktionen des Westens gegen Russland angeschlossen, die nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine verhängt wurden. Russland annullierte auch eine Vereinbarung für visafreies Reisen von Japanern auf die Kurilen. Japan habe sich für einen antirussischen Kurs entschieden, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums in Moskau. Das Verhältnis zwischen beiden Staaten wird seit Jahrzehnten durch den Streit um die Kurilen belastet. Der Archipel liegt zwischen Russlands Halbinsel Kamtschatka und Japans Insel Hokkaido.

Es geht um vier kleine Inseln

Japan hatte die Inseln nach der Kapitulation im Zweiten Weltkrieg an die Sowjetunion verloren. Japan fordert die seither besetzten vier südlichen Inseln Etorofu (russisch: Iturup), Kunashiri (Kunaschir), Shikotan (Schikotan) sowie die Habomai-Gruppe zurück und bezeichnet die Inseln als Japans nördliche Territorien. Russland lehnt als Rechtsnachfolger der Sowjetunion eine Rückgabe der Inseln ab.

Viele der einst 17.000 japanischen Bewohner der Inseln, die in Russland als südliche Kurilen bezeichnet werden, flohen damals mit Ruderbooten nach Hokkaido. Die Verbliebenen wurden bis 1949 vertrieben. Heute leben dort nach Angaben der japanischen Regierung rund 18.000 Russen, vorwiegend von der Fischerei. Die Gewässer gelten als fischreich. Ständige Bewohner gibt es nur auf Etorofu, Kunashiri und Shikotan. Auf der Habomai-Gruppe gibt es nur russische Soldaten.

Die japanische Regierung untersagt den eigenen Bürgerinnen und Bürgern, die "illegal besetzten" Inseln aufzusuchen. Es gibt allerdings Ausnahmen. So wurden seit den 1990er Jahren gegenseitige Besuche arrangiert. Vor allem die früheren Bewohner und ihre Familienmitglieder machten von der Möglichkeit Gebrauch, ihre einstige Heimat visafrei zu besuchen und die Familiengräber zu sehen.

Der Streit verhindert seit langem den Abschluss eines Friedensvertrags zwischen Russland und Japan. Kremlchef Wladimir Putin hatte sich einst für gemeinsame wirtschaftliche Aktivitäten auch mit Japan auf den Kurilen ausgesprochen. Das sei nun passé, hieß es aus Moskau.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.